Dienstag, 9. November 2010

"Deutscher Tourismuspreis": Auch der zweite Text in der Nordsee-Zeitung ist ein fast wortgetreuer Nachdruck einer Pressemitteilung - Trauriger Verlautbarungsjournalismus geht weiter...

Seestadtpresse Bremerhaven - Monopolisten können fast sicher sein, dass ihnen kaum jemand auf die Schliche kommt, wenn sie Unsinn verzapfen oder Nachlässigkeiten praktizieren. Auch die Nordsee-Zeitung nutzt ihre Monopolstellung immer wieder aus.

Ein weiteres Beispiel dafür liefert der angeblich so bedeutsame, tatsächlich aber weitgehend unbekannte "Deutsche Tourismuspreis", den die Havenwelten in der Konkurrenz gegen ein Jugendprojekt auf der Insel Rügen nicht gewinnen konnten.



Warum nur haben die vielen hundert Millionen Euro gegen ein paar zehntausend verloren? Wer in der Nordsee-Zeitung Antwort auf solche kritischen Fragen sucht, sucht immer häufiger vergeblich.

Denn in der Nordsee-Zeitung vom 6. November 2010 wird erneut eine Pressemitteilung abgedruckt. Die letzte kam vom Magistrat, diese stammt von der Bremerhavener Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS.

"Havenwelten beste Destination beim Deutschen Tourismuspreis", formuliert die BIS ziemlich trickreich, denn da wird ein Preisgewinn suggeriert, den es überhaupt nicht gab.

Und dann wird es in der BIS-Pressemitteilung nicht nur noch trickreicher, sondern endgültig lügenhaft: "Erbauer und Betreiber der Havenwelten feiern in Essen den Tourismus-Oskar". 

Schließlich feiert hier nur der Verlierer im Wettbewerb um den angeblichen Tourismus-Oskar gemeinsam mit dem Sieger, und das wird in der Formulierung von der gemeinsamen Feierei ziemlich plattköpfig verschleiert.

Für die Redaktion der Nordsee-Zeitung spielen solche Fragen von Propaganda und Wahrheit offensichtlich keine Rolle. Sie druckt den Text der BIS-Pressemitteilung fast wortgetreu ab. Nur am Anfang wird etwas eingefügt, und der letzte Absatz fehlt.

Verlautbarungsjournalismus hat zwar nicht mehr viel mit der eigentlichen Aufgabe des Journalismus zu tun, aber er ist eindeutig billiger.

Das ist vielleicht wahr, aber auch sehr traurig.

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