Dienstag, 23. Februar 2010

Das Bremerhavener Heimatblatt verzichtet bei Premiere des Stadttheaters auf eigene Berichterstattung - Nordsee-Zeitung textgleich mit Weser-Kurier...

"Komödiantisches Feuerwerk erster Güte" lautet im Weser-Kurier vom 22. Februar 2010 die Überschrift eines Textes, der über die Premiere des Musicals "Sugar" im Stadttheater Bremerhaven berichtete. Die Nordsee-Zeitung titelte am selben Tag "Flottes Feuerwerk mit Kultstatus".

Erstaunliche Beobachtung: Die Texte sind über weite Passagen wortgleich und stammen von einem freien Mitarbeiter, der in der regionalen Kulturberichterstattung aktiv ist.

Dass der Weser-Kurier keine eigenen Redakteure nach Bremerhaven schickt und auf freie Mitarbeiter zurückgreift, ist verständlich und üblich.

Aber dass die Nordsee-Zeitung bei einer Premiere des mühsam finanzierten hiesigen Stadttheaters nicht mehr mit eigenem Personal vertreten ist (zu dem selbstverständlich auch die mit der Zeitung eng verbundenen freien Mitarbeiter gehören), wirkt etwas irritierend.

Das Ergebnis: In beiden großen Zeitungen des Landes Bremen findet sich dieselbe Kritik - kein Musterbeispiel an regionaler Meinungsvielfalt.

Alles eine Folge des Eindampfens und Kaputtsparens einer Redaktion? Nun noch mehr Einsparungen bei Beschäftigung der bekannten freien Mitarbeiter?

Oder schlichte Saumseligkeit, die nicht wieder vorkommen soll?

Oder zeigt sich hier vielleicht doch sehr deutlich eine negative Folge der Auflösung der Kulturredaktion, die zu Ende vergangenen Jahres wirksam geworden ist? Es ist eben doch ein Problem, wenn eine Redaktionsleitung meint, sie könne auf kenntnisreiche Kulturredakteure mit Überblicksfunktion verzichten.

Wenn nämlich Kulturberichterstattung zu einer unbedeutenden Facette im alltäglichen Nachrichtengewusel degradiert wird, dann glitscht sie leicht ab in inhaltliche und formale Nichtigkeiten...

Montag, 22. Februar 2010

Stereotype Gedankensplitter und Formulierungen bestimmen oft die Diskussionen - Das hat mehr mit Machtausübung als mit Wahrheitsfindung zu tun...

(Seestadtpresse Bremerhaven) Gedankenfetzen wie "Mehr Netto vom Brutto" oder "Sozial ist, was Arbeit schafft" spielen in der öffentlichen Diskussion eine enorm folgenreiche Rolle - erheblich folgenreicher, als mancher Beobachter meinen dürfte.

Daran erinnert in der Berliner Tageszeitung "Neues Deutschland" vom 22. Februar 2010 der Journalist Fabian Lambeck.

Der Autor verweist auf einen Theorieansatz des Evolutionsbiologen Richard Dawkins, der den Begriff der "Meme" verwendet. "Ein Mem ist eine Gedankeneinheit, die sich durch Kommunikation der Memträger vervielfältigt", heißt es im Online-Lexikon Wikipedia.

"Meme verbreiten sich wie Viren, sie wandern von Hirn zu Hirn, und Massenmedien erleichtert ihre Verbreitung", schreibt Lambeck. Besonders zahlreich zu beobachten sind solche Meme seiner Meinung nach aktuell in der wirr aufbrausenden und wirbelnden Hartz-IV-Westerwelle.

Der Soziologe Heinrich Popitz verwendete übrigens den Begriff der "Topoi", um die durch viele Hirne geisternden Gedankensplitter zu beschreiben, die im undurchschaubaren Alltagsgeschehen stets auch als Interpretations- und Erklärungsmuster funktionieren.

Die aktuellen Berichterstattungen in unseren Medien liefern jedenfalls ein reiches Betätigungsfeld zum Aufspüren der Gedankensplitter, die bei siegreichem Durchlauf wie geprüfte Argumentationen oder Aussagen wirken - und oft nichts anderes sind als höchst parteiliche Quasseleien, die Machtverhältnisse sichern und die Wahrheitsfindung verhindern.

Freitag, 19. Februar 2010

Nordsee-Zeitung lässt Abonnenten länger zahlen als früher - Bei kurzer Unterbrechung der Belieferung keine Gutschrift mehr...

(Seestadtpresse Bremerhaven) Wer in früheren Zeiten bei der Nordsee-Zeitung sein Abonnement unterbrach, beispielsweise wegen einer Urlaubsreise, konnte sicher sein, dass er für die nicht gelieferten Exemplare auch nicht bezahlen musste.

Das ist jetzt klammheimlich anders geregelt worden.

"Eine Gutschrift für Lieferunterbrechungen wird ab dem siebten zusammenhängenden Liefertag gewährt, anteilig zum jeweiligen Monatsbezugspreis", ist klitzeklein im Impressum zu lesen.

Wer die Belieferung weniger als sieben Tage lang unterbricht, muss also sein Abonnement trotzdem lückenlos bezahlen.

Auffällige Hinweise an die Leserschaft gab es bisher nicht.

Selbst wer die Unterbrechung der Belieferung telefonisch bei der Nordsee-Zeitung bekanntgab, wurde nicht auf die veränderte Regelung hingewiesen. Zu vermuten ist, dass solche Einseitigkeiten in der Leserschaft nicht besonders positiv ankommen - wenn sie denn überhaupt bemerkt werden.

Neu geregelt wurden übrigens ebenfalls die Kündigungsfristen zum Nachteil der Leserinnen und Leser. "Kündigung des Abonnements schriftlich sechs Wochen zum Quartalsende", heißt es klein und knapp im Impressum.

Das heißt: Wer kurzfristig kündigen möchte, hat dazu keine Chance. Das dürfte beispielsweise Menschen bitter treffen, die arbeitslos geworden oder aus anderen Gründen in wirtschaftliche Notlagen geraten sind.

Ein Blick in die deutsche Presselandschaft zeigt: Andere Zeitungen sind da erheblich großzügiger als die Nordsee-Zeitung, die sich auch in diesem Punkt wieder durch Kleinkariertheit profiliert.

Beim Bremer Weser-Kurier etwa wird eine Kündigung noch zum Ende des laufenden Monats gültig, wenn sie bis zum 15. Tag des Monats beim Verlag eingetroffen ist. Die Gutschrift im Falle einer Lieferunterbrechung ist allerdings nicht großzügiger als bei der Nordsee-Zeitung geregelt.

Montag, 8. Februar 2010

Freimarkt oder Karneval? - Das Bremerhavener Sonntagsjournal gibt Rätsel auf...

(Seestadtpresse Bremerhaven) Seestadtpresse-Leser Andreas Müller macht im Bremerhavener Sonntagsjournal vom 7. Februar 2010 eine interessante Beobachtung zum Bild mit der Überschrift: "Karneval mit Frösteln und Fröhlichkeit" (Seite 8).

"Der Bericht beschreibt den Bremer Karneval", stellt er fest und fragt: "Ist es wirklich ein Bild des Bremer Karneval oder doch eher ein Bild vom Bremer Freimarkt?"

Was ihn stutzig macht, ist der Anblick des Bremer Rolands. Der zeigt nämlich ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift: "Ischa Freimarkt".

Haben da nun traditionsbewusste Bremer Karnevalsteilnehmer den Roland verkleidet, oder war es beim Sonntagsjournal ein Griff in die falsche Bilderkiste?