Montag, 18. Januar 2016

"Mieter raus, Flüchtlinge rein" - Empörend - oder?

Seestadtpresse Bremerhaven - "Mieter raus, Flüchtlinge rein" - so lautet der Aufmacher des Lokalteils im heutigen Weser-Kurier (18. Januar 2016). Darunter steht: "Eine Akademie und zehn Parteien müssen... einem Übergangswohnheim weichen".

Der erste Gedanke beim Lesen: So weit musste es kommen: Normale Mieter werden vertrieben, weil Flüchtlinge massenhaft ins Land strömen.


 
Wer aber den Text liest, findet einen ganz anderen Hintergrund: Die geschäftstüchtige Bremer Immobilienagentur Asset will mit Flüchtlingen höhere Gewinne machen als mit den normalen Mietern.

Aber warum steht nicht in der Überschrift: "Gierige Geschäftemacher vertreiben Mieter"?

Weil Geschäftemacherei mittlerweile bei uns zu etwas so Normalen gemacht worden ist, dass damit alles gerechtfertigt wird! Kann nicht jeder einen Vermieter verstehen, der die alte Oma vertreibt, um die Immobilie zu Luxuswohnungen zu machen? Das bringt halt mehr Geld in die Kasse... Ist doch normal, gelle?

Diese Sichtweise wird im Text sogar ausdrücklich erwähnt. "Wirtschaftlich kann ich den Vermieter verstehen", erläutert einer der vertriebenen Mieter, "er wird mit Flüchtlingen eine deutlich höhere Rendite erzielen." Wen macht er verantwortlich? Die öffentliche Hand, weil sie "solche Anreize" setzt "und die Eigentümer dann natürlich (!!!) entsprechend handeln".

Was mich empört: Mit der Überschrift "Mieter raus, Flüchtlinge rein" befördert der Weser-Kurier eine politisch immer weiter nach rechts kippende öffentliche Stimmung, die in der großen Not so vieler  Menschen nur noch eine "uns" über Gebühr belastende "Flüchtlingskrise" sehen will und die deshalb Maßnahmen gegen die "Flüchtlingsflut" fordert und so weiter, und so weiter...

Wohlgemerkt: Der Text im Weser-Kurier ist in Ordnung. Dort wird erläutert, was geschehen ist und was geschehen soll. Aber die Überschrift gibt dem Ganzen einen Dreh, der die aktuelle politische Stimmungsmache gegen Flüchtlinge noch weiter anheizt.

Deshalb finde ich die Überschrift so empörend...

Freitag, 29. November 2013

Nordsee-Zeitung lügt weiter über den Hafentunnel – Manipulation mit Zahlen geht weiter…

Seestadtpresse Bremerhaven – “Seit vielen Jahren fließt der stetig wachsende LKW-Verkehr in den Überseehafen über die Cherbourger Straße.” Diese Aussage steht wörtlich in einer Beilage der Nordsee-Zeitung namens “stromaufwärts”, in der u.a. munter Werbung gemacht wird für den Hafentunnel und die Küstenautobahn.

Und diese Aussage ist eine glatte Lüge.

Die Nordsee-Zeitung selbst hat darüber berichtet, zwar etwas verschämt, aber in den Feststellungen eindeutig: Während im Jahre 2006 von 3900 Lkw täglich zu berichten war, ergab die Verkehrszählung von 2012 nur noch eine Zahl von “bis zu 2200″ Lkw täglich.

In der Seestadtpresse vom 18. Oktober 2012 wurde die Berichterstattung der Nordsee-Zeitung so zusammengefasst: “ lautete die eigenartige NZ-Überschrift am 13. Oktober 2012, und erst in der Unterzeile findet sich der Kern der Botschaft: .”

Da kann von einem “seit vielen Jahren… stetig wachsenden Lkw-Verkehr” nun wirklich nicht die Rede sein. Und ebenso falsch ist die Behauptung, der Lkw-Verkehr habe nur “nicht zugenommen”.

Richtig ist im Gegenteil: Der Lkw-Verkehr auf der Cherbourger Straße hat sich in dieser Zeit fast halbiert.

Um die Verfälschung der Lage aufrecht zu erhalten, bezieht sich der Lärm-Experte in “stromaufwärts” konsequent allein auf die Zahlen des Jahres 2006 und verknüpft sie mit den (mittlerweile überholten) Prognosen, die für 2025 (!!) eine Zahl von 8800 Lkw täglich annehmen.
Die Verkehrszählung aus dem Jahre 2012 wird totgeschwiegen, weil sie nicht ins Propaganda-Bild passen will.

Das alles ist in der Seestadtpresse mehrfach dargestellt worden, unter anderem >>>an dieser Stelle.

Wer alle hier erschienenen Texte zum Hafentunnel noch einmal durchblättern will, kann >>>hier klicken.

Donnerstag, 14. November 2013

Kuddelmuddel bei der Nordsee-Zeitung: Gibt es freiwillige Verpflichtungen? Und ist die BIS ein merkwürdiger Verein?

Seestadtpresse Bremerhaven - Überschriften sollen den Inhalt eines Zeitungsartikels prägnant auf den Punkt bringen und meinetwegen gelegentlich auch mal provokativ zuspitzen. Interessant wird es, wenn eine Überschrift prägnant und provokativ misslingt, wie im Lokalteil der Nordsee-Zeitung vom 12. November 2013:

R0027324

Von "freiwilligen Leistungen" und "Vereinen und Verbänden" wird dort geschrieben. Und es wird erläutert, dass es um "Zuwendungen" aus dem städtischen Haushalt geht, denen der "Rotstift" droht.

Schon ein erster Blick auf den Text macht den Unsinn in der Überschrift deutlich, denn die Zuwendungen gehen an die Entwicklungsgesellschaft BEAN, an die Verkehrsgesellschaft VGB, an die Wirtschaftsförderer der BIS, an die Stadthalle, an das Arbeitsförderungszentrum AFZ, den Zoo am Meer, das Schiffahrtsmuseum - und da kann weder von "Vereinen und Verbänden" noch von "freiwilligen Leistungen" die Rede sein.

In einem Zusatz wird das Ganze in der unteren Ecke auch richtig erklärt. Bei Zuwendungen gehe es um zweckgebundene Geldleistungen der Stadt "'zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben'..., die sonst von ihr selbst wahrgenommen werden müssen".

Wohlgemerkt: MÜSSEN! Von wegen freiwillig!

Noch eine kleine Anmerkung: Genau 1,86 Millionen Euro gingen laut NZ im vergangenen Jahr an die Stäpark "für den Betrieb der Parkgarage Havenwelten".

Erinnert sich noch jemand? Die Parkgarage unter den Havenwelten wurde "privat" finanziert von den Unternehmen AVW und Zech. Genaue Zahlen über die Kosten gibt es bis heute nicht. Im Weser-Kurier vom 10. Oktober 2008 war zu lesen, dass AVW von 45 Millionen Euro Gesamtinvestition spreche, während der Magistrat stets eine Zahl von 37,5 Millionen Euro genannt habe. "Darin enthalten sind 7,8 Millionen Euro, die von der Stadt für den Bau der gläsernen Kuppel beigesteuert wurden. Bestandteil der AVW-Investition ist die Tiefgarage, die mit bis zu 16 Millionen Euro zu Buche schlagen dürfte. Für die Nutzung der 500 Stellplätze konnte AVW einen langfristigen Vertrag mit der Städtischen Wohnunggesellschaft (Stäwog) abschließen. Über eine Tochtergesellschaft sorgt die Stäwog mit jährlichen Zahlungen für die Finanzierung - unabhängig von der Höhe der Einnahmen aus Parkgebühren. Gefüllt wird die (laut Magistrat) unvermeidbare Deckungslücke aus dem städtischen Haushalt."

Und das Geld muss Jahr für Jahr fließen - als Zuwendung an die Stäpark.

Freiwillig? Nu ja...

Dienstag, 10. Juli 2012

Bremerhavener Nordsee-Zeitung wandelt weiter auf IHK-Propaganda-Pfaden - Verfälschende Überschrift...

Seestadtpresse Bremerhaven - "Bettensteuer ärgert die IHK-Funktionäre" - so hätte die korrekte Überschrift für einen Artikel in der Bremerhavener Nordsee-Zeitung am 9. Juli 2012 lauten müssen.

Und wie verdreht die Redaktion der Nordsee-Zeitung diese parteiliche Botschaft?



Außerdem fällt auf, dass der Text nicht einmal diese einseitig verfälschte Botschaft stützt, denn laut Interessenverband Dehoga scheinen sich die allermeisten Gäste überhaupt nicht allzu sehr zu ärgern; von sinkenden Übernachtungszahlen könne nicht gesprochen werden, berichtet die NZ.

Selbst der im NZ-Text ausführlich zitierte Hotelier Piet Rothe meldet zwar "einen Buchungsrückstand von acht Prozent". Aber dies kann nach seinen eigenen Angaben auch völlig andere Gründe haben, insbesondere "etwas mehr Ruhe" bei den touristischen Angeboten Bremerhavens oder "viele neue Betten in Pensionen". So steht es dann auch korrekt im NZ-Vorspann zum Text: "Der befürchtete Einbruch bei den Buchungen (ist) offenbar ausgeblieben."

Jeder Mensch kann wissen, dass im Text noch so viele Relativierungen angeführt werden können. Die Überschrift setzt den entscheidenden Prägestempel für die durchschnittliche Leserschaft, und diese Überschrift spiegelt in diesem Fall nichts als die Sichtweise der IHK-Funktionäre wider.

Diese Einseitigkeit hat eine logische Folge: Die Meinungsäußerung irgendeines Befürworters der "Bettensteuer" kommt im Text der Nordsee-Zeitung an keiner einzigen Stelle zur Sprache.

Freitag, 13. April 2012

Nobelpreisträger Günter Grass warnt vor der gefährlichen Politik Netanjahu-Israels und löst die bekannten Reflexe aus - Ein Lehrstück über deutschen Journalismus...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die heftigen verbalen Breitseiten gegen den Nobelpreisträger Günter Grass ermöglichen interessante Einblicke in das Tunnelblick-System deutscher Kommentatoren und Feuilletonisten.

Der Anlass ist bekannt: Grass formulierte unter der Überschrift >>>"Was gesagt werden muss" eine im Ton zurückhaltende, aber unmissverständliche Kritik an der israelischen Politik, die mittlerweile seit vielen Jahren unter der Regie des reaktionären Regierungschefs Benjamin Netanjahu steht. Mit in diesem israelischen Regierungsboot sind Leute, die politisch noch weiter rechts stehen und teilweise offen rassistische Auffassungen vertreten.

Die Politik dieser Regierung steht in der Kritik. Es geht nicht um Israel und schon gar nicht um "die Juden". Es geht um die reaktionäre und gefährliche Politik der Netanjahu-Regierung.


Wer weiterlesen will, muss >>>Seestadtpresse Bremerhaven anklicken.

Mittwoch, 7. März 2012

In der Bremerhavener CDU gibt's Streit, und die Nordsee-Zeitung hält nur den Teiser-Kritikern die Tröte vörs Maul, ohne politisch aufzuklären...

Seestadtpresse Bremerhaven - Es gibt Zeitgenossen, die den aktuellen Streit in der Bremerhaven CDU als "erfrischend" empfinden. Sie erfreuen sich insbesondere daran, dass der langjährige CDU-Kreisvorsitzende Michael Teiser "endlich mal" auf "richtigen Widerspruch" stößt.

Dabei lässt zunächst einmal eine gewisse Häme gegenüber Michael Teiser beobachten, der mit tatkräftiger Hilfe der Nordsee-Zeitung in der Bremerhavener Öffentlichkeit  als Negativ-Figur ausgemalt wurde.

Auch die jetzigen Streitereien in der CDU hätten ohne die medialen Hebammenkünste der Nordsee-Zeitung mit Sicherheit nicht diese Aufplusterung erfahren. Die Kampagne passt einfach zu gut in das journalistische NZ-Profil, das auf Personalisierungen in Verbindung mit verbaler Krawallmacherei charakterisiert werden kann.

Die Freude an solch oberflächlichem Klamauk sei den von der NZ Beglückten durchaus gegönnt, aber mit dem Kern von Politik hat das leider nichts zu tun.

Sehr schön sichtbar wird das meiner Ansicht nach an folgender Beobachtung: Vom Teiser-Hauptkritiker U. ist nicht eine einzige inhaltliche Forderung bekannt. Über seine politischen Ansichten und Positionen erfährt die NZ-Leserschaft nichts, absolut nichts. Mensch bekommt nur zu lesen, dass U. die von ihm als zu groß empfundene Macht Teisers in der CDU kritisiert.

Blenden wir die Person des Herrn U., der mir politisch eher als profilloses X. dazustehen scheint, einmal aus.

Nehmen wir in einem Gedankenexperiment einmal an, ein  gehätschelter Teiser-Kritiker wäre ein beinharter und starrköpfiger Rechtsradikaler, der die CDU inhaltlich in Richtung NPD treiben wollte. Wie groß bliebe die Freude an einer Krawallmacherei gegen den Vorsitzenden Teiser, wenn es sich bei diesem Kritiker um einen Rechtsradikalen handelte?

Was ich damit sagen will: Wer sich an "erfrischender" Teiser-Kritik erfreut, sollte wenigstens wissen wollen, unter welcher politischen Fahne der Kritiker segelt. Welche inhaltlichen Positionen Teisers kritisiert er? Welche Positionen will er statt dessen durchsetzen?
Wenn die Nordsee-Zeitung zu solcher Aufklärung politischer Streitereien wenigstens ein Spierchen beigetragen hätte, könnte man sie loben.

Angesichts der völlig inhaltsleeren Personal-Sabbeleien über zu große Macht bleibt jedenfalls bei mir wieder nur ein Kopfschütteln über eine erneute journalistische Fehlleistung.

Montag, 13. Februar 2012

Altes über die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) - Nur der Vollständigkeit halber...

Über ein erfreuliches "PR-Desaster" für die Unternehmer-Lobby-Gruppe namens "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Jungen Journalisten seien für eine Tagespauschale von 200 Euro interessante Gespräche mit irgendwelchen Berühmtheiten avisiert worden, obwohl diese Berühmtheiten über ihre angepeilte Mitwirkung gar nicht informiert waren.

Deswegen gab es nicht nur heftige Proteste - die Unternehmer-Lobby geriet endlich einmal in die Schlagzeilen...