Montag, 8. November 2010

Der deutsche Journalismus als "gläubiger Diener des Mainstreams" - Traurige Bilanz der Berichterstattung über die große Finanzkrise in eine Studie für die Otto-Brenner-Stiftung...

Seestadtpresse Bremerhaven - Den aktuellen Ereignissen hinterher hecheln statt ihre Hintergründe zu erläutern - so charakterisiert eine Studie im Auftrag der Otto-Brenner-Stiftung den deutschen Wirtschaftsjournalismus während der jüngsten großen Finanz- und Wirtschaftskrise. Es sei wenig brauchbare Information und viel Desorientierung geboten worden.

Oder etwas anders ausgedrückt: "Der tagesaktuelle deutsche Wirtschaftsjournalismus ist ein gläubiger Diener des Mainstreams, kein kritischer Träger der Aufklärung." 

Wem bei einer solchen Aussage die Bremerhavener Nordsee-Zeitung einfällt, dürfte der Wahrheit ziemlich nahe kommen.

Autoren der Studie sind Dr. Hans-Jürgen Arlt und Dr. Wolfgang Storz. Der Titel ihrer Arbeit, die von der Otto-Brenner-Stiftung als Band 63 der Arbeitshefte herausgegeben wurde, lautet "Wirtschaftsjournalismus in der Krise. Zum massenmedialen Umgang mit Finanzmarktpolitik".

Viel zu sehr im Vordergrund der Berichterstattung stehen laut Analyse von Arlt und Storz die Verlautbarungen der Regierung und der Banken selbst, denen damit die Deutungshoheit der Krise überlassen wird.

Zwar gibt es erkennbare Unterschiede zwischen den großen Zeitungen wie FAZ, Süddeutsche Zeitung und taz, aber insbesondere in der Anfangsphase der großen Krise kommt die kritische Beurteilung bei allen viel zu kurz.

Statt dessen beobachten die Autoren eine Nachrichtenproduktion in der Art eines "Informationswühltisches", der durch "Faktensammlerfleiß und Reflexionsfaulheit" gekennzeichnet sei. Erst in der Schlussphase der Krise ändert sich ihrer Meinung das Bild ein wenig, und es kommt zu einem gewissen Perspektivenwechsel.

Als besonders schlecht beurteilen die Autoren die journalistische Arbeit der ARD (Tagesschau und Tagesthemen) und der Presseagentur dpa.

Da die Agentur dpa in großem Ausmaß die kleineren regionalen Zeitungen wie die Nordsee-Zeitung beliefert, sieht dort die Berichterstattung über die Finanzkrise auch besonders traurig aus.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie ist auch auf den Nachdenkseiten unter dem Datum 30. März 2010 nachzulesen.

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