Montag, 7. Dezember 2009

Zur Lage der Zeitungen vor dem Hintergrund der Internet-Bewegungen...

Der Weser-Kurier berichtet am 4. Dezember 2009 über eine Veranstaltung mit dem "Zeit"-Herausgeber Michael Naumann zum Thema Internet und gedruckte Zeitungen.

Dabei wird sehr richtig hervorgehoben, dass der Weser-Kurier den Kurs zu einer "Autorenzeitung" eingeschlagen habe - übrigens eine Entwicklung in krassem Gegensatz zur Nordsee-Zeitung, die seit ihrem Neustart zu einem immer unübersichtlicher und beliebiger werdenden Wimmel-Blatt der peinlichen Art gemacht wurde.

Naumann kritisiert laut WK die aktuelle Weinerlichkeit der Zeitungsbranche mit folgenden Worten: "Wir reden hier über eine Branche, der es zur Zeit schlecht geht, die jedoch in den vergangenen Jahrzehnten an Renditen von 20 Prozent und mehr gewöhnt war."

Vor diesem Hintergrund hält Naumann es für falsch, wenn jetzt "Redakteure im großen Stil entlassen und jede Menge Beiträge extern eingekauft werden", so die Zusammenfassung im WK. Für Naumann stehe fest: "Zeitungen müssen mit Qualität und Hintergründigkeit überzeugen - und sollten dabei auch Mut zu längeren Beiträgen haben."

Die Nordsee-Zeitung steuert mit ihrem Klein-Klein-Journalismus, den immer größer (und teilweise schlechter) werdenden Fotos und beständiger Eindampfung der Qualität der Beiträge unübersehbar einen exakt entgegengesetzten Kurs.

Was auf diese Weise ganz offensichtlich erreicht wird: Das Blatt vergrätzt nach Informationenen der Seestadtpresse besonders im wichtigen Segment der Multiplikatoren immer mehr Leserinnen und Leser.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Zusammenstöße zwischen Bloggern und einem Zeitungsverlag - Der "Nordkurier" zeigt eigenartige Kanten...

In der Welt des Journalismus blättern manchmal merkwürdige Blüten vor sich hin. Gelegentlich fasst jemand seine Erfahrungen mit dieser Welt zusammen und kommt zu wenig erquicklichen Bilanzierungen, zum Beispiel die Webseite unter der Überschrift "Rebellen ohne Markt".

Unter dem Datum "Montag, 30. November 2009" heißt es dort stichelig: "Als ich auf den Medientagen war, habe ich ein paar Dinge gesagt, die nicht wirklich gut ankamen. Zum einem ungefähr, dass ich eine arme Sau wäre, wenn ich von diesem Beruf und seinen schlechter werdenden Bedingungen leben müsste. Die vierte Hilfsmacht hört es nicht gerne, wenn man sie als arme Schlucker bezeichnet. Und dann war da noch die Frage, wo das Podium in seiner Einschätzung in vier Jahren sein möchte: Ich sagte Meran, und weit weg vom Journalismus, dem ich aus der Ferne beim Niedergang zuschauen möchte. Das war nicht nett, aber ehrlich."

Der Schreiber verweist dann auf ein seiner Meinung nach unschönes Ereignis beim "Nordkurier". Dazu ist folgender Hinweis zu lesen: "Aber wenn ich dann solche Abmahnirrsinnsgeschichten vom Nordkurier lese, nur weil ein Blogger über die unschönen Zustände in diesem Beruf berichtet, denke ich mir: Dem Journalismus muss man die Verkommenheit seiner Existenz noch viel deutlicher vor Augen führen. Das macht nicht irgendein versiffter Plattenkonzern, das macht ein Medium, das sich ansonsten sicher gern auf Presseprivilegien und die Pressefreiheit beruft."

Wer sich selbst ein Bild vom Geschehen in puncto "Nordkurier" machen möchte, möge den obigen Link zum "JakBlog. Anmerkungen eines Medienmenschen" nutzen.

Zu ergänzen ist, dass sich auch die "Zeit" unter dem Datum 30. November 2009 mit dem "Nordkurier" beschäftigt.

Ein Zitat aus der "Zeit":

Chefredakteur Michael "Seidel war zehn Jahre lang Gewerkschaftsfunktionär, jetzt führt er »Strukturanpassungsmaßnahmen« durch. Er macht nun mit. Seidels Chef, der Geschäftsführer, heißt Lutz Schumacher, Spitzname Zumacher. Er hat vor zwei Jahren bei der Münsterschen Zeitung über Nacht eine ganze Redaktion entlassen.

Seidel und Schumacher haben den Nordkurier im vergangenen Jahr in 15 Einzelfirmen zerschlagen, von denen viele aus dem Tarifvertrag ausgestiegen sind, sodass sie geringere Löhne zahlen können. Jede dieser Firmen ist jetzt ein eigenes Profitcenter, jede muss Gewinn abwerfen, denn die Auflage sinkt. Der überregionale Teil der Zeitung wird von einer externen Firma in Schwerin produziert, die auch die Schweriner Volkszeitung beliefert. In Zukunft sollen weniger »teure Redakteure« angestellt werden, sagt Seidel, dafür mehr Content-Manager, die dann auch filmen, twittern, bloggen, podcasten."

Und ein weiteres Zitat: "Jahr für Jahr haben die Eigentümer des Nordkuriers, drei Unternehmerfamilien aus dem Westen, mehr als drei Millionen Euro verdient, in dieser strukturschwachen Region. Die Manager eines Weltkonzerns wie Volkswagen würden fünf Prozent Gewinn feiern. Doch die Besitzer von Regionalzeitungen sind mehr gewohnt. Ihr Monopol hat den meisten Verlegern jahrelang Renditen von wenigstens zehn Prozent eingebracht."

Die Zeit wird knapp für die Petition zur Einführung einer Transaktionssteuer...

Wer die Petition für eine Transaktionssteuer zur Eindämmung der weltweiten Finanzspekulation unterstützen will, sollte dies bald tun.

Als entscheidender Termin gilt der 3. Dezember 2009, also der Donnerstag dieser Woche.

Weitere Informationen gibt es auf der Webseite http://www.steuer-gegen-armut.org/. Dort findet sich ebenfalls ein Link zur Petitionsseite des Bundestags.

Hier noch ein paar Auszüge aus der Argumention von Attac:

"Eine Abgabe auf den weltweiten Kapitalverkehr würde das nervöse
Börsengeschäft entschleunigen und Spekulationsexzesse eindämmen - sie wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Stabilität auf den Finanzmärkten und ein
erster Schritt hin zu ihrer dringend notwendigen Schrumpfung.

Zudem würde sie diejenigen zwingen, die Kosten der Krise zu tragen, die sich in den letzten Jahren eine goldene Nase an den liberalisierten Finanzmärkten
verdient haben.

Die Einnahmen können genutzt werden, um Armut und die sozialen Folgen der Krise zu bekämpfen - weltweit. Denn die größten Verlierer der Krise sind die Menschen in den Ländern des Südens. Die meisten Entwicklungsländer leiden unter Einbrüchen bei ausländischen Direktinvestitionen, im Export, Rohstoffverkauf und Tourismus, bei Rücküberweisungen von Migranten und der Entwicklungshilfe.

Die Einnahmen aus der Finanztransaktionssteuer kämen nicht nur den leeren öffentlichen Kassen hier zu Lande zugute, sondern würden auch helfen, die von Experten längst abgeschriebenen Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, zu denen die Halbierung des Hungers in der Welt bis 2015 zählt, doch noch zu erreichen."