Der erste Gedanke beim Lesen: So weit musste es kommen: Normale Mieter werden vertrieben, weil Flüchtlinge massenhaft ins Land strömen.
Wer aber den Text liest, findet einen ganz anderen Hintergrund: Die geschäftstüchtige Bremer Immobilienagentur Asset will mit Flüchtlingen höhere Gewinne machen als mit den normalen Mietern.
Aber warum steht nicht in der Überschrift: "Gierige Geschäftemacher vertreiben Mieter"?
Weil Geschäftemacherei mittlerweile bei uns zu etwas so Normalen gemacht worden ist, dass damit alles gerechtfertigt wird! Kann nicht jeder einen Vermieter verstehen, der die alte Oma vertreibt, um die Immobilie zu Luxuswohnungen zu machen? Das bringt halt mehr Geld in die Kasse... Ist doch normal, gelle?Diese Sichtweise wird im Text sogar ausdrücklich erwähnt. "Wirtschaftlich kann ich den Vermieter verstehen", erläutert einer der vertriebenen Mieter, "er wird mit Flüchtlingen eine deutlich höhere Rendite erzielen." Wen macht er verantwortlich? Die öffentliche Hand, weil sie "solche Anreize" setzt "und die Eigentümer dann natürlich (!!!) entsprechend handeln".
Was mich empört: Mit der Überschrift "Mieter raus, Flüchtlinge rein" befördert der Weser-Kurier eine politisch immer weiter nach rechts kippende öffentliche Stimmung, die in der großen Not so vieler Menschen nur noch eine "uns" über Gebühr belastende "Flüchtlingskrise" sehen will und die deshalb Maßnahmen gegen die "Flüchtlingsflut" fordert und so weiter, und so weiter...
Wohlgemerkt: Der Text im Weser-Kurier ist in Ordnung. Dort wird erläutert, was geschehen ist und was geschehen soll. Aber die Überschrift gibt dem Ganzen einen Dreh, der die aktuelle politische Stimmungsmache gegen Flüchtlinge noch weiter anheizt.
Deshalb finde ich die Überschrift so empörend...
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