Seestadtpresse Bremerhaven - Die Bremerhavener Diskussionen über die finanzielle und moralische und organisatorische Unterstützung des Magistrats für den Golfclub Bremerhaven Bürgerpark sind interessant. Die Nordsee-Zeitung berichtete mehrfach und durchaus kritisch, zuletzt mit einem Interview des Baustadtrats.
Es gibt aber noch weitere interessante Aspekte, zum Beispiel dass es sich bei dem Golfclub um ein kommerzielles Unternehmen handelt. Träger des Clubs ist eine GmbH & Co. KG, deren Anteilseigner mit Hilfe ihrer Anlagen Geld verdienen möchten.
Auf seiner Webseite wirbt der Golfclub daher mit einer Verzinsung von ca. 13 Prozent für die Einlage der Kommanditisten. Die Geschäftsführerin Andrea Krückeberg bietet sich als Beraterin für Interessenten an. Zu den Geschäftspartnern des Golfclubs gehören laut Webseite u.a. die berühmte HSH Nordbank, Peter Hartz mit einer Marketing-GmbH und MWB.
Laut Nordsee-Zeitung vom 11. Februar 2011 soll beispielsweise eine Regelung Bestand haben, "dass der Golfclub Schulden aus den Jahren 2007 und 2008 bis 2034 in monatlichen Raten von 75,75 Euro abstottern darf". Das dürfte dann dem Verein helfen, eine Ankündigung auf seiner Webseite wahr zu machen, wonach der Verein bereits im laufenden Jahr 2011 ein positives Geschäftsergebnis ausweisen kann.
In der Startphase soll es nicht ganz einfach gewesen sein, die Anteilseigner von dieser Art der Geldanlage zu überzeugen. Wenn ich mich richtig erinnere, war an der Überzeugung potentieller Investoren seinerzeit auch die Städtische Sparkasse Bremerhaven beteiligt.
Aus der NZ-Berichterstattung ist zu entnehmen, dass der Golfclub mehrfach in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Das zeigte sich unter anderem darin, dass die öffentliche Hand auf ausstehende Zahlungen des Clubs warten musste.
Es gab aber dem Vernehmen nach noch mehr Schwierigkeiten, die sogar dazu führten, dass mehrfach Insolvenzanträge über den Golfclub hereinbrachen.
Das bedeutet in der Regel, dass die Anteilseigner Geld nachschießen müssen. Das scheint geschehen zu sein, denn sonst hätten die ausstehenden Beträge nicht bezahlt werden können. Die Werbung auf der Webseite des Clubs weist ausdrücklich darauf hin, dass jetzt das Eigenkapital um weitere 150.000 Euro auf 1,5 Millionen Euro erhöht werden muss.
Bemerkenswert ist auch, dass sich die Bremerhavener SPD mit voller Kraft für ein Unternehmen in die Bresche haut, das rein kommerziell angelegt ist und in finanziellen Schwierigkeiten steckt.
In einer Presseerklärung vom 1. Februar 2011 (sie ist auf der Webseite der SPD merkwürdigerweise noch nicht zu finden) heißt es: "Die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung unterstützt die Erweiterung des Erbbauvertrages mit der Golfclub Bremerhaven GmbH und Co. KG und befürwortet eine nachrangige Belastung im Erbbaugrundbereich."
Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass in der Fraktionssitzung der Stäwog-Geschäftsführer Christian Bruns "zu den Details der Pläne" Erläuterungen abgegeben habe, offensichtlich in merkwürdigem Deutsch. Denn laut Bruns soll "das bisherige 9-Loch-Geläuf genrespezifischen Standards entsprechend zur 18-Loch-Anlage ausgebaut werden" .
Auch der seinerzeitige SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Rosche schlägt sich wacker für das Golf-Unternehmen in die Bresche. Er betont, dass "für die Öffentlichkeit keine negative Beeinflussung" stattfinde.
Was er damit sagen will, ist mir nicht klar. Ist das vielleicht die Umschreibung dafür, dass Seestadt Immobilien zwar Geld für Zwecke der Golf-Firma ausgeben muss, dass aber die Öffentlichkeit davon eigentlich gar nichts erfahren sollte, um nicht negativ beeinflusst zu werden?
Was eine weitere Aussage Rosches in der Pressemitteilung zu bedeuten hat, bleibt ebenfalls im Nebel: "Der bisherige Entwicklungsstand verbiete es dem Verein, der bisher ohne öffentliche Zuschüsse gearbeitet und erhebliche Eigenmittel investiert hat", so Rosche, "weitere Mitglieder aufzunehmen: Gegenwärtig hat der Golfclub rund 700 Mitglieder, etwa 500 Mitglieder davon sind in Bremerhaven oder dem Umland wohnhaft." Im Gegensatz dazu wirbt die Golf-Firma auf ihrer Webseite um weitere Mitglieder.
Die SPD hebt hervor, dass der Verein "zu den größeren Sport- bzw. Interessensverbänden (!) in der Seestadt" gehöre.
Die Formulierung lässt vermuten, dass der Sport allein für die SPD nicht wichtig genug war. Was aber in diesem Zusammenhang die (grammatisch falsche) Zuordnung zu den "größeren Interessensverbänden der Seestadt" meint, müsste die SPD dem Publikum bei Gelegenheit noch einmal erklären. Sollte das vielleicht ein Hinweis auf einflussreiche Geschäftsleute sein, deren Zuneigung sich die Partei erhalten möchte?
Selbstverständlich dient auch dieses SPD-Engagement einem höheren Ziel, nämlich "einer Angebotsverbesserung im sportlichen bzw. touristischen Bereich", so der Text der Pressemitteilung.
Ob die SPD mit dieser erstaunlichen Wahlkampfstrategie am Ende bei der Wahl mehr Stimmen einsammelt als sie dadurch verliert, darf mit Interesse abgewartet werden.
Vielleicht ist auch die Frage erlaubt, ob die einstmalige Partei der kleinen Leute tatsächlich geschlossen hinter einer solchen dubiosen Wirtschaftsförderung ihrer Anführer steht.
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