Freitag, 3. September 2010

Verflechtung von Unternehmen, Medien und Politik - Bertelsmann-Stiftung als interessantes Beispiel...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die oft schwer durchschaubaren Verflechtungen zwischen Unternehmen, Medien und Politik lassen sich am Beispiel Bremerhaven und Nordsee-Zeitung bekanntlich mit einigen interessanten Beispielen illustrieren.

Dass es auf diesem Feld noch weitere Möglichkeiten gibt, illustriert ein neues Buch von Thomas Schuler über die "Bertelsmannrepublik Deutschland". Denn beispielsweise durch Stiftungen können nicht nur Steuergelder eingespart, sondern auch Unternehmerinteressen durchgesetzt werden.

In einer Sendung des Deutschlandradios vom 23. August 2010 erläutert der Autor Thomas Schuler einen Kernpunkt seiner Kritik (in einem Interview, das Mündliche erklärt die etwas verdrehten Wortstellungen im Satz): "In meiner Recherche ist mir immer wieder aufgetaucht, dass Leute, die (Reinhard) Mohn (den 2009 verstorbenen langjährigen Firmenchef, DK) kannten, erzählt haben, dass er dachte, dass die Gesellschaft und das Land so geführt werden sollten, wie er eben sein Unternehmen geführt hat. Deshalb 'Bertelsmannrepublik Deutschland'."

Das Ganze habe "noch einen zweiten Sinn", erläutert Schuler in der Radiosendung : "Wenn ich aufrechne, was an zwei Milliarden Erbschaftssteuer ungefähr erspart worden ist, und man rechnet die 800 Millionen dagegen, die die Stiftung seit 1977 ausgegeben hat, dann merkt man, dass die Öffentlichkeit der Familie Mohn dieses Privatinstitut finanziert. Und dafür, dass ein Teil gemeinnützig ist, aber auch ein Teil fragwürdig ist, finde ich das bemerkenswert und problematisch, dass also dieser Familie und diesem Unternehmen hier ein Zugang für Lobbyismus zur Politik finanziert wird." (Hervorhebungen DK)

Eine Leseprobe aus dem Buch findet sich hier.

In diesem einleitenden Teil des Buches macht der Autor deutlich, dass die Bertelsmann-Stiftung zahlreiche politische Streitfragen entscheidend beeinflusst hat, von der Europapolitik über die Bildungspolitik bis zu den Arbeitsmarktreformen; laut Schuler sind auch die Grundlagen für Hartz IV von Bertelsmann entscheidend geprägt worden.

Wikipedia bietet einen Überblick über die Bertelsmann-Stiftung.

Nachtrag 22. November 2010: Das gewerkschaftliche Online-Debattenmagazin Gegenblende bringt unter dem Datum 8. November 2010 einen Beitrag über das Schuler-Buch. 

Überschrift: "Die Bertelsmann-Stiftung - Think Tank oder Krake der deutschen Politik?"

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