Dienstag, 28. September 2010

Die Verteilung von Geiz und Gier in der Gesellschaft illustriert, wer einsacken darf und wer zahlen muss - Verteilung als Kernproblem der Gesellschaft...

Seestadtpresse Bremerhaven - In der New York Times vom 27. September 2010 schreibt der Kolumnist Roger Cohen über die "neue Normalität Amerikas" ("the New American Normal"). Sie ist nach seinen Beobachtungen gekennzeichnet durch eine Art von Stammesdenken, das aber nichts mit der ethnischen Herkunft zu tun habe, sondern mit der politischen, ökonomischen und sozialen Spaltung des Landes.

Diese Beobachtung dürfte auch für Deutschland gelten.

Die milliardenschwere Rettung der Finanzbranche und ihrer riesigen Gewinn- und Einkommensmöglichkeiten steht auf der einen Seite. Auf der anderen Seite sind die Knausereien und angeblichen Sparzwänge gegenüber den kleinen Leuten des Landes zu betrachten.

Cohen berichtet von einem Wall-Street-Manager, der das erbärmliche Geiern seiner Sippschaft satt hatte. Den letzten Anstoß zu seinem Ausstieg gab eine Sitzung mit Spitzenleuten seiner Firma, in der über Bonuszahlungen diskutiert wurde.

Es musste entschieden werden, ob angesichts schlechterer Geschäftsbedingungen die eigenen Bonuszahlungen um 25 Prozent gekürzt werden sollten, um alle Arbeitsplätze zu erhalten, oder ob 5 Prozent der Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten mussten.

Von den 30 anwesenden Top-Managern stimmten drei für die Bonuskürzungen, berichtet Cohen.

In der Summe solcher kleiner Entscheidungen dürfte letzten Endes das erscheinen, was für das innere Klima eines Landes kennzeichnend ist - mehr Zusammenhalt oder weniger, mehr sozialer Ausgleich oder wachsende Spaltung der Gesellschaft.

Im Augenblick signalisieren auch in Deutschland die Spitzenleute in Politik und Wirtschaft, dass der soziale Ausgleich für sie erheblich weniger Bedeutung hat als die Vergrößerung der eigenen Pfründe.

Diese Richtung des politischen Lebens wächst sich für immer mehr Menschen in diesem Land zu einer Bedrohung aus.

1 Kommentar:

juwi hat gesagt…

Drei Manager, die einer Kürzung ihrer Boni zugunsten ihrer Kollegen in den unteren Etagen zustimmen, sind schon erfreulich mehr als ich erwartet hätte.

Ansonsten habe ich deinen Ausführungen eigentlich nichts hinzuzufügen. Ich frage mich allerdings immer häufiger, mit welchem Recht sich unsere Gesellschaft noch "christlich" nennt, und mit wechem Recht die zur Zeit regierenden Parteien noch ihr "C" im Namen tragen. Ich würde gerne einmal hören, was Jesus wohl zu dem sagen würde, was seine angeblichen Anhänger im Berliner Regierungsviertel sich gegenüber denen am Rande unserer Gesellschaft zugunsten einiger weniger Reicher herausnehmen.