Seestadtpresse Bremerhaven - Die Nordsee-Zeitung greift in ihrer Ausgabe vom 7. August 2010 das Thema Küstenautobahn auf ihrer Titelseite auf. Überschrift der Alarmmeldung: "Scheitert die A 20 am Geld?" Botschaft: Da könnten sich die Autobahngegner aber zu früh gefreut haben...
Wer im NZ-Berichtsteil sachliche Informationen erwartet hat (die Kommentare sollen bekanntlich auf Seite 2 stehen!), findet sich getäuscht. Es geht um nichts anderes als Stimmungsmache für das angeblich bedeutsame Verkehrsprojekt.
Zu diesem Zweck werden Propagandisten des Projekts wie Enak Ferlemann zitiert und die Möglichkeiten einer privaten Finanzierung erläutert, obwohl solche PPP-Modelle bekanntlich für die Öffentlichkeit in der Regel noch kostspieliger sind als eine direkte öffentliche Finanzierung.
An keiner einzigen Stelle wird in der Nordsee-Zeitung ernsthaft die Frage gestellt, ob diese weitere Autobahn tatsächlich wichtig ist. Die (bisher wenig überzeugend begründete) angebliche Notwendigkeit wird schlicht als unbestreitbare Tatsache unterstellt.
Dagegen war in der Berichterstattung des Handelsblatts vom 2. August 2010, die den Anstoß für die Aufgeregtheit der Nordsee-Zeitung lieferte, ausdrücklich der Hinweis enthalten, dass Experten davon ausgehen, dass Deutschland "maximal noch 200 Kilometer Straße benötigt, zu denen etwa Lückenschlüsse wie auf der A 40 von Osnabrück nach Bielefeld gehören". Dann sei das deutsche "Verkehrsnetz optimal - abgesehen von den Schlaglöchern, die durch den Verschleiß entstehen". (Hervorhebung DK)
Bemerkenswert ist, dass in der Nordsee-Zeitung das einzige noch einmal erwähnte inhaltliche Argument für den Autobahnbau vom Bremervörder CDU-Bürgermeister stammt. Er macht deutlich, dass das Milliarden Euro teure Bauvorhaben dringend nötig sei, um die Bremervörder Innenstadt endlich vom Verkehr zu entlasten (!).
Angesichts dieser Art der "sachlichen" Berichterstattung auf der Seite 1 der Nordsee-Zeitung erübrigt sich selbstverständlich ein Kommentar auf Seite 2.
Ein Hinweis: Wie das Handelsblatt in seiner Ausgabe vom 4. August 2010 mitteilt, machen sich auch Experten im Auftrag der Industrie- und Handelskammern für den vorrangigen Ausbau des Schienennetzes stark: "Der deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) forderte, gezielt in den Güterverkehr auf der Schiene zu investieren. In einem Gutachten für den DIHK kommt der Verkehrswissenschaftler Jürgen Siegmann zu dem Ergebnis, dass das Schienennetz im nächsten Aufschwung zum Nadelöhr wird. Dies gelte vor allem für Strecken, über die die Vielzahl der Container aus den Seehäfen ins Innere Europas transportiert werden." (Hervorhebungen DK)
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