Aktualität gilt in der Presse als eines der Kriterien für Qualität.
Daher mag es ganz interessant sein, einmal einen kurzen Blick auf die Berichterstattung über einen Angriff US-amerikanischer Hubschrauberpiloten auf Zivilisten im Irak zu werfen.
Das Ereignis fand bereits im Juli 2007 statt. In den Berichten darüber ist von 12 bis 15 Toten die Rede, darunter zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters.
Der grausame Film über Alltäglichkeiten eines willkürlich und zielgerichtet inszenierten Krieges ist über Youtube oder über Wikileaks zu sehen.
In der New York Times beispielsweise tauchen Hinweise auf ein Video über diesen Angriff, aufgenommen mit der Bordkamera des Hubschraubers, bereits am 5. April 2010 auf. Wer in der Online-Ausgabe der Zeitung herumblättert, findet mehrere Beiträge, die sich unter anderem mit der Webseite Wikileaks beschäftigen.
Spiegel-Online beispielsweise berichtet einen Tag später.
Erst zwei Tage später (am 7. April 2010) bringt die Nordsee-Zeitung auf der zweiten Seite einen kurzen Hinweis auf dieses Video unter der Überschrift "Drastisches Video von Angriff im Irak".
Auf der Webseite der Nordsee-Zeitung wurde allerdings bereits am Abend vorher (6. April 2010 um 21.47 Uhr) ein dpa-Bericht über das Thema bereitgestellt.
Am 7. April 2010, findet sich beispielsweise im Weser-Kurier ein ausführlicher erläuternder Text einschließlich Fotos aus den Filmaufnahmen unter der Überschrift "Video bringt US-Militärs in Erklärungsnot".
Die Nordsee-Zeitung braucht noch einen weiteren Tag bis zum 8. April 2010, um die ausführlichere Berichterstattung nachzuholen, und verbindet dies mit der Ankündigung, Wikileaks wolle einen weiteren Film über die amerikanische Kriegsführung ins Netz stellen. Überschrift: "Geheim-Videos über weiteres Blutbad".
In einem Beitrag für das NDR-Medienmagazin Zapp werden Hintergründe für die Zögerlichkeiten bei der Berichterstattung der deutschen Presse erläutert.
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