Wie Zensur auch im freien deutschen Pressewesen funktioniert, macht in der Süddeutschen Zeitung vom 24. April 2010 Harald Martenstein deutlich.
"Es gibt das Phänomen der deutschen Regionalzeitung, die in ihrem Verbreitungsgebiet ein Monopol hatte und jahrzehntelang gut verdiente, dabei Honorare zahlte, die gerade mal zum Überleben reichten", stellt Martenstein fest und fügt hinzu: "und die jedem Konflikt mit den Mächtigen aus dem Weg ging (ich sage nicht, dass alle Regionalzeitungen so sind)."
Ob das beispielsweise für die Nordsee-Zeitung zutrifft, darf sicher ernsthaft in Erwägung gezogen werden.
Martenstein weiter: "Überall im deutschen Journalismus, wahrscheinlich auch im Fernsehen, gibt es zwei potentielle Zensurinstanzen. Die erste Instanz sind die Werbekunden, ohne die es keine Zeitungen geben kann, und mit denen man sich, verständlicherweise, nicht gerne anlegt."
Was jeder Journalist einer Lokalzeitung wie der Nordsee-Zeitung ebenfalls alltäglich beobachten kann, ist die laut Martenstein zweite potentielle Zensurinstanz.
Dies seien "die Chefredakteure und Verleger, die alle Freunde haben, in dem einen oder anderen Honoratiorenkreis verkehren und, verständlicherweise, ihre Ruhe haben möchten (die einen mehr, die anderen weniger)." (Alle Hervorhebungen DK)
Martensteins schlichte Feststellung: "Zeitungen haben eine gesellschaftliche Funktion, sie müssen eine Plattform auch für unangenehme Meinungen und für unangenehme Nachrichten sein, gleichzeitig sind sie gewinnorientierte Unternehmen. Das ist der unauflösbare, unvermeidliche Widerspruch, in dem sie sich bewegen und täglich Kompromisse suchen."
Wohl wahr - und sehr bedauerlich, wenn die Kompromisse allzu sehr Schlagseite in Richtung Anbiederung und Versimpelung bekommen...
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