Mittwoch, 4. Februar 2009

Bremerhavener Magistrat mit PR-Meldung über angeblich "weltweites Lob" für die Havenwelten - Kuriose Hintergründe...

Am 23. Januar 2009 meldete der Bremerhavener Magistrat stolz, den "Havenwelten" sei "weltweites Lob" zuteil geworden. Außerdem sei ihnen der "Architektur-Oscar" verliehen worden.

Und außerdem habe auch noch die Zeitschrift "Baukultur" das Bremerhavener Tourismusprojekt auf vier Seiten ausführlich vorgestellt. Der laut Magistrat "programmatische Titel" hieß "Zukunftsweisende Stadtentwicklung in Bremerhaven".

Das sieht nach viel Lob von außen aus, und da lohnt sich vielleicht ein genaueres Hinsehen statt eines bloßen Nachplapperns der Magistratspressemitteilung.

Zum "Baukultur"-Artikel lässt sich ohne Probleme herausfinden, dass der Text keinesfalls eine Wertung der Redaktion darstellt, denn die hatte mit der Formulierung des Beitrags gar nichts weiter zu tun. Der Text stammt nämlich aus der Bremerhavener Bewerbung für den Deutschen Städtepreis und wurde von BEAN-Chef Dr. Alfred Lüneburg eigenhändig noch ein wenig eingekürzt. Drei weitere Teile sollen folgen, aus derselben Quelle.

Die Veröffentlichung in der Zeitschrift "Baukultur" stellt also nicht - wie der Magistrat behauptet - einen Beleg dafür dar, dass "die Gestaltung der Havenwelten auch in deutschen Fachkreisen Beachtung findet". Es handelt sich um eine reine PR-Veröffentlichung, die zudem in Teilen auch noch reichlich übertrieben und verdreht daherkommt.

Und wer beispielsweise über Google nach dem so bedeutenden "Architektur-Oscar" sucht, findet an allererster Stelle das Bremerhavener Eigenlob des Magistrats. Ansonsten scheint dieser Preis international keine so überragend große Rolle zu spielen.

Verliehen werden die "International Architecture Awards" tatsächlich vom Chicago Athenaeum. Wer ihn haben möchte, kann sich darum bewerben, indem er sein Projekt ausführlich vorstellt und 300 Euro pro Projekt als "application fee" überweist.

Bremerhaven kommt dort als einer von insgesamt 114 Preisen (!) vor (es müsste geprüft werden, ob das möglicherweise sogar alle sind, die sich beworben haben) - unter dem Stichwort "Old / New Harbour Bremerhaven".

Als Architekten des Bremerhavener Großprojekts steht dort "Latz + Partner". Bisher wurde dieses Büro in Bremerhaven noch nicht als die Architekten der Havenwelten bekannt, weil sie nach den vorliegenden Informationen nur für die Freiraumplanung zuständig waren.

Eine Anfrage zur genauen Rolle von Latz + Partner wurde am 26. Januar 2009 von der BEAN an die BIS-Wirtschaftsförderungsgesellschaft weitergeleitet und blieb bis heute (4. Februar 2009) unbeantwortet.

Die Nordsee-Zeitung fasste die Pressemitteilung des Magistrats in ihrer Ausgabe vom 24. Januar 2009 zusammen, ohne auf Hintergründe einzugehen.

1 Kommentar:

juwi hat gesagt…

Ist ja mal wieder interessant. Wenn ich den "Award" richtig interpretiere, dann bezieht er sich ja nicht einmal auf die Havenwelten, sondern auf die Neugestaltung des Umfeldes vom Neuen Hafen (architecture awards
for the best global design, Architekt/Landsschaftsarchitekt). Der Kern der Havenwelten mit Klimahaus und Hotelturm wird gar nicht extra erwähnt.