Donnerstag, 26. Februar 2009

Die Bremerhavener Nordsee-Zeitung und die Diskussion über den Regionalflughafen Luneort - Ein kleiner Blick zurück...

Parteiliche Einmischungen von Lokalzeitungen in die öffentliche Diskussion sind keine Seltenheit. Die Spannweite solcher journalistischer Aktivitäten kann von einer vereinzelten Kommentierung bis hin zu einer regelrechten politischen Kampagne reichen.

Ersteres ist journalistischer Alltag, letzteres kann sich als sehr problematisch erweisen.

Auch die Nordsee-Zeitung macht da keine Ausnahme, wie etwa ein Rückblick auf ihre wenig rühmliche Rolle in der Ozean-Park-Diskussion zeigt.

Insofern mag es von Interesse sein, einmal zurückzublättern, wie eigentlich die aktuelle Diskussion über die mögliche Schließung des Bremerhavener Regionalflughafens Luneort begonnen wurde.

Das Startzeichen lieferte NZ-Chefredakteur Jost Lübben in einem Kommentar am 17. Februar 2009 unter der Überschrift "Alternativen nüchtern prüfen". Den Hintergrund bildete ein ausführlicher Bericht über die Probleme bei der Nutzung der Luneplate.

"Hoffnung auf Luneplate wabbelig wie der Untergrund", lautete die Botschaft unter Verweis auf die stockenden Verhandlungen mit Niedersachsen sowie die hohen Kosten für die Erschließung der Flächen.

Jost Lübben fragte: "Warum zum Beispiel, wird der Regionalflughafen Luneort nmicht zumindest auf den Prüfstand gestellt?" Diese Frage müsse "jenseits aller emotionalen Verbundenheit" erlaubt sein, denn hier böten möglicherweise 80 Hektar "gute Voraussetzungen, um zukunftsträchtige Industrie anzusiedeln".

Was von ihm nicht erwähnt wird, aber mit großer Sicherheit der Fall ist, betrifft die Urheberschaft dieses Gedankens. Er kam nämlich direkt aus der Wirtschaftsförderung, wie sich an den folgenden Tagen zeigte.

Einen Tag nach dem Lübben-Kommentar titelte die NZ vom 18. Februar 2009: "Schwertransporter statt Flieger auf der Landebahn", und Klaus Mündelein ging von der Frage zur Forderung über: "Flughafen ist nicht tabu." Die Windenergie sei nun einmal ein "Jobmotor", und da müsse die Chance "beim Schopf gepackt werden".

Laut Mündelein könne um so leichter auf den Flughafen verzichtet werden, "weil er über Jahre nicht die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt hat. Nicht mit Blick auf den Tourismus und nicht mit Blick auf die Frachtfliegerei" - eine Wertung, die in der bisherigen Berichterstattung noch keine besondere Rolle gespielt hatte. Da war wohl eher das Gegenteil der Fall, denn der Regionalflughafen wurde stets als wichtiger Standortfaktor gerechtfertigt.

Im Text wird übrigens ausdrücklich Wert darauf gelegt, dass die Luneort-Diskussion "mit der von der NORDSEE-ZEITUNG aufgeworfenen Fragestellung zur Gewerbeflächenentwicklung eröffnet" worden sei. Der Anstoßgeber wird auf diese Weise unter die Decke geschoben.

Einen weiteren Tag später sekundierte Oberbürgermeister Jörg Schulz. Die NZ am 19. Februar 2009: "OB würde Luneort für Gewerbe opfern".

Die Diskussion kann nun leicht weiter verfolgt werden.

In deren Verlauf kann beobachtet werden, ob es der Nordsee-Zeitung mehr um gedankliche Anstöße und die offene Behandlung des Für und Wider einer interessanten Frage ging und geht - oder doch um so etwas wie eine zielgerichtet eingefädelte Kampagne mit vorab festgelegtem Ziel.

Nachbemerkung: Ziemlich spät kamen in der Nordsee-Zeitung übrigens auch noch Menschen zu Wort, die von einer Luneort-Schließung negativ betroffen wären. "Fühlen uns in unserer Existenz bedroht", lautete die NZ-Überschrift.

Der Text erschien in der Nordsee-Zeitung am 28. Februar 2009 - auf der Rückseite des vorletzten Blatts des Lokalteils.

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