Samstag, 27. Dezember 2008

In Fragen der Wirtschaftspolitik wirken die deutschen Medien wie "ein monolithischer Block", kritisiert der Journalist Heribert Prantl...

In Fragen der Wirtschaftspolitik wirkt die deutsche Presse wie "ein monolithischer Block", kritisiert der Journalist Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung).

"Alle anderen politischen Fragen wurden und werden kontrovers diskutiert", stellt er in seinem Buch 'Kein schöner Land' von 2005 fest. "Diese nicht."

Prantl diagnostiziert in der deutschen Publizistik eine "uniforme Betrachtung der wirtschaftlichen Verhältnisse und Erfordernisse".

Als Kernpunkt dieser Sichtweise nennt er ironisch "das Recht auf ungestörte Investitionsausübung" und stellt fest, diese Auffassung sei in Deutschland nicht nur die vorherrschende, "sondern die allein herrschende Lehre". Prantl: "Sie läuft darauf hinaus, dass Staaten gemanagt werden sollen wie Firmen und sich unterwürfig um Investoren bewerben wie verzweifelte Arbeitslose."

Dieser "Marktfundamentalismus" sei in der Wissenschaft und in den Medien flächendeckend eingerichtet worden. Andere Positionen hätten praktisch keine Chance auf Beachtung mehr.

Die veröffentlichte Meinung in Fragen der Wirtschaftspolitik charakterisiert Prantl als "eng", "undifferenziert" und "festgefügt".

Dass die Bremerhavener Lokalpresse dieser Diagnose Prantls vollständig entspricht, ist ohne größeren Aufwand alltäglich zu überprüfen.

Spannend wird diese Sache nun durch die Turbulenzen der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung, die den Marktfundamentalismus als Ursache vieler Probleme erkennbar werden lässt.

Gleichzeitig zeigt sich, dass der jahrelang gepredigte Glauben an Markt und Deregulierung zur Lösung der Probleme nichts beitragen kann.

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