Donnerstag, 27. Mai 2010

Nordsee-Zeitung wieder einmal Hand in Hand mit der IHK - Schöne Übereinstimmungen von Kommentar und Nachricht...

(Seestadtpresse Bremerhaven) Die Debatte über vermehrte Sonntagsöffnungen im Bremerhavener Einkaufszentrum Mediterraneo illustrieren erneut die anstößige IHK-Lastigkeit in der Berichterstattung der Nordsee-Zeitung.

"Es geht nur um Symbole", während die Sache gar nicht mehr zähle, meint der kommunale Chefkommentator der Nordsee-Zeitung am 18. Mai 2010 und zielt damit auf das Nein der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zu der ständigen Ausweitung sonntäglicher Arbeitszeiten.

Die klare Position des Nordsee-Zeitungs-Kommentars zu verlängerten Ladenöffnungszeiten im Mediterraneo, die der IHK-Auffassung zum Verwechseln ähnlich ist: "Die Menschen nehmen das Angebot an, und die Beschäftigten sind offenbar auch zufrieden. Es wird Zeit, nüchtern die Realitäten anzuerkennen."

Die Überschrift in der Nordsee-Zeitung: "Mediterraneo darf öfter sonntags öffnen".

Dagegen setzt der Weser-Kurier am selben Tag einen etwas anderen Akzent: "Gewerkschaft will Sonntagsöffnung kippen". Der Artikel ist erheblich ausführlicher und erläutert mit Hinweisen auf gesetzliche Hintergründe die kritische Position.

Vielleicht fiel der NZ-Redaktion ihre eigene Plattheit auf, so dass dort am folgenden Tag (19. Mai 2010) folgende Überschrift zu finden war: "Mediterraneo: Das sagen die anderen". Untertitel: "Auch die Kirche protestiert gegen 20 Sonntagsöffnungen". Zwar kamen nun Stimmen gegen verlängerte Öffnungszeiten verstärkt zu Wort, aber am Schluss des Textes wurde erneut die Position der Unternehmerorganisationen hervorgehoben.

Sehr klein fand sich in der Nordsee-Zeitung vom 22. Mai 2010 dann ein Text unter der (auch nicht gerade neutralen) Überschrift "Bangen um Ladenöffnung am Sonntag".

Berichtet wird über die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Greifswald, das für die Ferienorte von Mecklenburg-Vorpommern "den seit einem Jahr erlaubten Sonntagsverkauf... unterbunden" habe. Dies "drohe" nun ebenfalls in Schleswig-Holstein und wohl auch - so darf ergänzt werden - im Land Bremen.

Sicherlich im Einklang mit der Argumentation der IHK beendet die Nordsee-Zeitung diesen Bericht mit einer Mahnung: "Ohne die Bäderregelung sind in Schleswig-Holstein nach Ansicht von Experten 15 bis 30 Prozent der vom Fremdenverkehr abhängigen mehr als 130000 Arbeitsplätze gefährdet."

Wer diese "Experten" sind, lässt sich leicht erahnen...

Eine Anmerkung: Tourismusförderung im Sinne der Industrie- und Handelskammer (IHK) verfolgte die Nordsee-Zeitung in einem weiterenText am 19. Mai 2010. Überschrift: "Wer will die Betten-Steuer?" Und darunter: "Industrie- und Handelskammern lehnen die zusätzliche Abgabe ab".

Der nach NZ-Selbstverständnis offensichtlich rein informierende Text wird mit einer ungewöhnlich parteilichen Bemerkung eingeleitet, die eher wie ein Kommentaranfang klingt.

NZ-O-Ton: "Geht man so mit seinen Gästen um? Statt eines Betthupferls erwartet die Hotelgäste künftig ein kräftiger Aufschlag auf die Rechnung, wenn sie hierzulande übernachten."

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