Dienstag, 5. April 2011

Unscharfe Blicke von Journalisten - Dahinter steckt ihre gedankliche Verwicklung in eine ständige Abfolge von Kleinkram...

Seestadtpresse Bremerhaven - "Journalists are unable, seemingly, to discriminate between a bicycle accident and the collapse of civilization" - diese Bemerkung des Dichters George Bernard Shaw klingt auf den ersten Blick etwas merkwürdig.

Shaw auf Deutsch: "Journalisten sind offensichtlich unfähig zwischen einem Fahrradunfall und dem Zusammenbruch der Zivilisation zu unterscheiden."

Mir scheint das sehr logisch, weil Journalisten jeden Tag in einem Strom immer neuer Kleinkram-Meldungen herumzupaddeln haben. Am Ende sollen sie darüber immer wieder irgendeinen Text zusammenbasteln, der auch noch das Neue und Aufregende an einem Ereignis zu betonen hat.

Die Folge: Sie formulieren ständig Stückwerk, ohne die dahinter steckenden Zusammenhänge wahrnehmen zu können, geschweige den diese Zusammenhänge in ihre Berichterstattung einfließen zu lassen.

Wer Lust hat, diesen Gedanken etwas genauer zu verfolgen, kann eine sehr eindrucksvolle Rede des Journalisten Bill Moyers, der sich mit dem großen amerikanischen Historiker Howard Zinn auseinandersetzt und mit dem oben zitierten Satz von George Bernard Shaw beginnt.

Und er macht deutlich, dass der Historiker Zinn sehr dabei geholfen habe zu begreifen, dass große Veränderungen durch kleine Handlungen in Gang kommen können ("Howard famously helped us see how big change can start with small acts.")

Und Journalisten berichten eben ständig nur über die kleinen Handlungen, ohne die Zusammenhänge zu begreifen.

Gelegentlich scheinen sie nicht einmal zu begreifen, wenn ein gewaltiger Bruch in einer gewachsenen Zivilisation zu beobachten ist, weil das alltägliche Nachrichtengeschäft alles übertüncht.

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