Dienstag, 1. Dezember 2009

Zusammenstöße zwischen Bloggern und einem Zeitungsverlag - Der "Nordkurier" zeigt eigenartige Kanten...

In der Welt des Journalismus blättern manchmal merkwürdige Blüten vor sich hin. Gelegentlich fasst jemand seine Erfahrungen mit dieser Welt zusammen und kommt zu wenig erquicklichen Bilanzierungen, zum Beispiel die Webseite unter der Überschrift "Rebellen ohne Markt".

Unter dem Datum "Montag, 30. November 2009" heißt es dort stichelig: "Als ich auf den Medientagen war, habe ich ein paar Dinge gesagt, die nicht wirklich gut ankamen. Zum einem ungefähr, dass ich eine arme Sau wäre, wenn ich von diesem Beruf und seinen schlechter werdenden Bedingungen leben müsste. Die vierte Hilfsmacht hört es nicht gerne, wenn man sie als arme Schlucker bezeichnet. Und dann war da noch die Frage, wo das Podium in seiner Einschätzung in vier Jahren sein möchte: Ich sagte Meran, und weit weg vom Journalismus, dem ich aus der Ferne beim Niedergang zuschauen möchte. Das war nicht nett, aber ehrlich."

Der Schreiber verweist dann auf ein seiner Meinung nach unschönes Ereignis beim "Nordkurier". Dazu ist folgender Hinweis zu lesen: "Aber wenn ich dann solche Abmahnirrsinnsgeschichten vom Nordkurier lese, nur weil ein Blogger über die unschönen Zustände in diesem Beruf berichtet, denke ich mir: Dem Journalismus muss man die Verkommenheit seiner Existenz noch viel deutlicher vor Augen führen. Das macht nicht irgendein versiffter Plattenkonzern, das macht ein Medium, das sich ansonsten sicher gern auf Presseprivilegien und die Pressefreiheit beruft."

Wer sich selbst ein Bild vom Geschehen in puncto "Nordkurier" machen möchte, möge den obigen Link zum "JakBlog. Anmerkungen eines Medienmenschen" nutzen.

Zu ergänzen ist, dass sich auch die "Zeit" unter dem Datum 30. November 2009 mit dem "Nordkurier" beschäftigt.

Ein Zitat aus der "Zeit":

Chefredakteur Michael "Seidel war zehn Jahre lang Gewerkschaftsfunktionär, jetzt führt er »Strukturanpassungsmaßnahmen« durch. Er macht nun mit. Seidels Chef, der Geschäftsführer, heißt Lutz Schumacher, Spitzname Zumacher. Er hat vor zwei Jahren bei der Münsterschen Zeitung über Nacht eine ganze Redaktion entlassen.

Seidel und Schumacher haben den Nordkurier im vergangenen Jahr in 15 Einzelfirmen zerschlagen, von denen viele aus dem Tarifvertrag ausgestiegen sind, sodass sie geringere Löhne zahlen können. Jede dieser Firmen ist jetzt ein eigenes Profitcenter, jede muss Gewinn abwerfen, denn die Auflage sinkt. Der überregionale Teil der Zeitung wird von einer externen Firma in Schwerin produziert, die auch die Schweriner Volkszeitung beliefert. In Zukunft sollen weniger »teure Redakteure« angestellt werden, sagt Seidel, dafür mehr Content-Manager, die dann auch filmen, twittern, bloggen, podcasten."

Und ein weiteres Zitat: "Jahr für Jahr haben die Eigentümer des Nordkuriers, drei Unternehmerfamilien aus dem Westen, mehr als drei Millionen Euro verdient, in dieser strukturschwachen Region. Die Manager eines Weltkonzerns wie Volkswagen würden fünf Prozent Gewinn feiern. Doch die Besitzer von Regionalzeitungen sind mehr gewohnt. Ihr Monopol hat den meisten Verlegern jahrelang Renditen von wenigstens zehn Prozent eingebracht."

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