Donnerstag, 30. September 2010

Neuartige Kampfmethoden gegen das Hochwasser - Der Weser-Kurier zeigt seine einfallsreiche Seite...

Seestadtpresse Bremerhaven - Mit einer vollkommen neuen Methode beim Kampf gegen das Hochwasser erstaunt der Weser-Kurier am 30. September 2010 seine Leserinnen und Leser.

Ob das skizzierte und sehr ungewöhnlich klingende Vorgehen tatsächlich effektiv ist, scheint allerdings noch nicht bewiesen zu sein.


Laut Bildunterschrift im Weser-Kurier funktioniert die neuartige Methode folgendermaßen: "Feuerwehrleute werfen sich ... Sandsäcke zu. Damit wollen sie dem hohen Wasserstand entgegenwirken."

Wie lange die Feuerwehrleute die Sandsäcken hin und her werfen müssen, ist unklar. Ebenso bleibt offen, ob die neue Methode auch mit anderen Gegenständen funktioniert. Auch die Wirkungsweise bleibt zunächst rätselhaft.

Denkbar ist,dass es um die Ablenkung der Flussgötter durch auffälliges Hin und Her auf einer Brücke geht.

Mittwoch, 29. September 2010

Israel kapert erneut ein Schiff mit Friedensaktivisten auf dem Weg nach Gaza - Die Mainstream-Presse nimmt das nicht weiter zur Kenntnis...

Seestadtpresse Bremerhaven - Ein erneuter Piratenakt der israelischen Marine gegenüber einem Schiff mit Hilfsgütern auf dem Weg nach Gaza macht in der internationalen Mainstream-Presse keine Schlagzeilen mehr.

Offensichtlich darf Israel bei seinen permanenten Rechtsbrüchen mit großer Sicherheit auf einen Gewöhnungseffekt auf der Seite der Journalisten bauen.

Kritisch berichtet wird über die Fahrt jüdischer Aktivisten nur in kleineren Publikationen wie der Berliner Tageszeitung junge Welt vom 29. September 2010.

Auf einer eigens eingerichteten Webseite berichten die Initiatoren der Aktion "Jewish Boat to Gaza - Two Peoples One Future" über ihre Absichten und Erfahrungen.

Über die jüdischen Friedensaktivisten an Bord des Schiffes schreibt die Zeitung junge Welt (jW): "Die Passagiere an Bord seien »die Aktivsten der Aktiven«, sagte Kate P. Katzenstein-Leiterer von der deutschen Gruppe »Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost« im Interview mit jW. Reuven Moskovitz ist Holocaust-Überlebender und Mitbegründer des jüdisch-arabischen Dorfes Neve Shalom/Wahad al Salam (Oase des Friedens). Rami Elhanan stammt aus Israel und ist Mitbegründer der israelisch-palästinensischen Organisation »Familien der Leidtragenden«. Er verlor seine Tochter Smadar 1997 bei einem Selbstmordattentat. Die Psychoanalytikerin Lilian Rosengarten floh vor den Faschisten aus Deutschland in die USA, der Brite Glyn Secker, Kapitän des Schiffes, ist ebenfalls jüdischer Friedensaktivist. Die Brüder Itamar und Yonatan Shapira stammen aus Israel, letzterer war Pilot der israelischen Luftwaffe, bevor er sich den »Kämpfern für den Frieden« anschloß. Carole Angier ist Biographin des früheren israelischen Botschafters in der BRD, Avi Primor, und die deutsche Judaistin Edith Lutz war 2008 an Bord des ersten Schiffes, das nach Gaza gelangte. Außerdem gehören dazu die britische Lehrerin Alison Prager und der israelische Journalist von Channel10/News, Eli Osherov."

Von den deutschen Unterstützern der politisch weit rechts stehenden  israelischen Netanyahu-Regierung dürften auch diese Friedensaktivisten als Antisemiten eingestuft werden.

Wer dagegen wenigstens gelegentlich online in einer liberalen israelischen Zeitung wie Haaretz liest, findet qualitativ erheblich differenziertere Wertungen. In dieser Zeitung wird am 28. September 2010 auch über die Mission jüdischer Friedensaktivisten ausführlich berichtet.

Ein Auszug aus einem Kommentar von Aluf Benn in Haaretz vom 28. September 2010 über die gegenwärtige israelische Rechtsregierung: "Israel showed the international community on Tuesday that the country is ruled by a circus, not a responsible government with a policy. Foreign Minister Avigdor Lieberman told the representatives of the world's nations from the UN podium that Prime Minister Benjamin Netanyahu is spreading illusions and silly talk about peace. There is no chance for a permanent settlement for a generation, Lieberman said, and it is necessary to "exchange" populated areas and adjust the state to its correct size. Or, in less diplomatic English, the Arab citizens of Israel must be expelled to the Palestinian side of the border."

Dienstag, 28. September 2010

Die Verteilung von Geiz und Gier in der Gesellschaft illustriert, wer einsacken darf und wer zahlen muss - Verteilung als Kernproblem der Gesellschaft...

Seestadtpresse Bremerhaven - In der New York Times vom 27. September 2010 schreibt der Kolumnist Roger Cohen über die "neue Normalität Amerikas" ("the New American Normal"). Sie ist nach seinen Beobachtungen gekennzeichnet durch eine Art von Stammesdenken, das aber nichts mit der ethnischen Herkunft zu tun habe, sondern mit der politischen, ökonomischen und sozialen Spaltung des Landes.

Diese Beobachtung dürfte auch für Deutschland gelten.

Die milliardenschwere Rettung der Finanzbranche und ihrer riesigen Gewinn- und Einkommensmöglichkeiten steht auf der einen Seite. Auf der anderen Seite sind die Knausereien und angeblichen Sparzwänge gegenüber den kleinen Leuten des Landes zu betrachten.

Cohen berichtet von einem Wall-Street-Manager, der das erbärmliche Geiern seiner Sippschaft satt hatte. Den letzten Anstoß zu seinem Ausstieg gab eine Sitzung mit Spitzenleuten seiner Firma, in der über Bonuszahlungen diskutiert wurde.

Es musste entschieden werden, ob angesichts schlechterer Geschäftsbedingungen die eigenen Bonuszahlungen um 25 Prozent gekürzt werden sollten, um alle Arbeitsplätze zu erhalten, oder ob 5 Prozent der Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten mussten.

Von den 30 anwesenden Top-Managern stimmten drei für die Bonuskürzungen, berichtet Cohen.

In der Summe solcher kleiner Entscheidungen dürfte letzten Endes das erscheinen, was für das innere Klima eines Landes kennzeichnend ist - mehr Zusammenhalt oder weniger, mehr sozialer Ausgleich oder wachsende Spaltung der Gesellschaft.

Im Augenblick signalisieren auch in Deutschland die Spitzenleute in Politik und Wirtschaft, dass der soziale Ausgleich für sie erheblich weniger Bedeutung hat als die Vergrößerung der eigenen Pfründe.

Diese Richtung des politischen Lebens wächst sich für immer mehr Menschen in diesem Land zu einer Bedrohung aus.

Sonntag, 26. September 2010

Hypo Real Estate - eine Institution, die manches über die Lage in Deutschland ins Licht rücken kann - Ein Radiofeature der ARD...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die deutschen Staatskassen sind angeblich leer wie nie, und trotzdem wurden mittlerweile mehr als 140 Milliarden Euro an Steuergeldern für die Stabilisierung einer einzelnen Bank bereitgestellt.

Diese Bank mit dem Namen "Hypo Real Estate" sorgt für Verwirrung.

Verwirrung, weil nur Kenner der Szene einigermaßen durchschauen können, auf welche Weise dort das Geld der Bürgerinnen und Bürger auf die Konten privater Geschäftemacher umgeleitet wird.
 
Sehr schön anschaulich beleuchtet wird diese schmierige Szenerie der deutschen Abzockerei mit direkten personellen Seilschaften bis in die Bundesregierung in einem ARD-Radiofeature. Auf dieser Webseite steht die Sendung ab dem 26. September 2010 zum Anhören und Herunterladen bereit.

"Bankraub" heißt die Sendung, die der WDR produziert hat. Autor ist Peter Rothammer.

Es ist eine schier unglaubliche Geschichte über den Selbstbedienungsladen, der sich unter wohlwollender Begleitung durch die schwarz-gelbe Bundesregierung ausgebreitet hat.

Die Sendung macht gleichzeitig deutlich, in welchem Ausmaß die Kreise der Reichen und Mächtigen in Deutschland ihre Lobbyarbeit in allerlei Netzwerken immer effektiver machen.

Samstag, 25. September 2010

Atomprogramm in Israel und lran in der Kritik - Gelten weiter unterschiedliche Maßstäbe?

Seestadtpresse Bremerhaven - Das Atomprogramm Israels umfasst bekanntlich seit vielen Jahren nicht nur die zivile Nutzung der Atomenergie, sondern auch die (nur militärisch nutzbare) Atombombe.

Laut Spiegel Online vom 24. September 2010 erklärte daher der US-Präsident Barack Obama über das "umstrittene" israelische Atomprogramm, Israel müsse "endlich seinen internationalen Verpflichtungen nachkommen und für mehr Transparenz sorgen".

Selbstverständlich handelt es sich bei dieser Aussage um eine dreiste Fälschung.

Denn die im Westen der Welt übliche Polit-Phraseologie spricht ausschließlich vom "umstrittenen Atomprogramm" des Iran.

Und auch nur an dieses Land wird die "Forderung der internationalen Staatengemeinschaft" gerichtet, bei seinem "umstrittenen Atomprogramm" endlich seinen "internationalen Verpflichtungen" nachzukommen und für "mehr Transparenz" zu sorgen.

Es ist im übrigen bekannt, dass diese Art von Forderungen oft auch noch von Ländern kommen, die selbst munter in eine "höchst umstrittene Atomenergie" mit sehr ungewissem Ausgang investieren. Gleichzeitig produzieren diese Länder die Atombombe und halten sie einsatzbereit. Darüber hinaus unterstützen sie nach Kräften Atomprogramme in Ländern,die ihnen genehm sind, wie es etwa die USA mit Indien getan haben.

Die Frage bleibt, ob internationale Verpflichtungen und Forderungen nach Transparenz auf Dauer mit so unterschiedlichen Messlatten beurteilt werden können.

Donnerstag, 23. September 2010

UN-Bericht übt heftige Kritik an der israelischen Erstürmung der Gaza-Hilfsflotte - Es handle sich um "Kriegsverbrechen" Israels...

Seestadtpresse Bremerhaven - Während die britische Tageszeitung "Guardian" heute (23. September 2010) in seiner Online-Ausgabe mit ausführlichen Informationen über den Bericht der Vereinten Nationen (UN) zum Angriff der israelischen Armee auf die Gaza-Hilfsflotte aufmacht, sucht man dieses Thema beispielsweise in der Online-Ausgabe des "Spiegel" vergeblich.

Laut Guardian wird Israel in dem Bericht beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben durch zielgerichtetes Töten, unnötige Brutalität und Folter während des eindeutig ungesetzlichen Angriffs auf ein Schiff, das im Mai die Blockade von Gaza brechen wollte ("war crimes through willful killing, unnecessary brutality and torture in its 'clearly unlawful' assault on a ship attempting to break the blockade of Gaza in May").

Ein Auszug aus dem Bericht laut Guardian: "There is clear evidence to support prosecutions of the following crimes within the terms of article 147 of the fourth Geneva convention: wilful killing; torture or inhuman treatment; wilfully causing great suffering or serious injury to body or health."

Die Süddeutsche Zeitung berichtete dagegen ebenfalls früh am 23. September 2010 über den UN-Bericht. Ein Auszug aus dem Bericht der Süddeutschen Zeitung: "Der Angriff könne durch nichts gerechtfertigt werden, auch nicht durch Artikel 51 der UN-Charta. Der Passus erlaubt Staaten die Selbstverteidigung und die Abwehr von Terroristen. Auch wenn der größere Zusammenhang der Solidaritätsaktion für die Palästinenser in Gaza und des israelischen Vorgehens dagegen gesehen werden müsse, sei der Einsatz nicht zu billigen."

Die Berliner taz bringt am 23. September 2010 einen afp-Bericht.

Montag, 20. September 2010

Nordsee-Zeitung und Stadttheater: Seit der Abschaffung der Kulturredaktion spielt offensichtlich der Zufall die Hauptrolle - Wo bleibt die Kontinuität der Information und Berichterstattung?

Seestadtpresse Bremerhaven - Der eine oder die andere hat es vielleicht noch nicht bewusst registriert, aber es ist eine Tatsache: Die Nordsee-Zeitung hat bereits vor längerer Zeit ihre Kulturredaktion abgeschafft. 

Statt dessen werkeln an einem "News-Desk" zufällig zusammengewürfelte "Experten für alles" an der Zeitungsgestaltung herum und erledigen dabei in wechselnden Zuständigkeiten auch die Aufgaben, die zuvor in personeller Kontinuität von der Kulturredaktion bearbeitet wurden.

Die Folgen dieser Umgestaltung der Redaktion, die letzten Endes keinem anderen Ziel als der Einsparung dient, sind gut erkennbar: Die Kulturberichterstattung ist allerlei zufälligen Winden und Strömungen ausgesetzt.

Von einer halbwegs zuverlässigen Aufmerksamkeit der Nordsee-Zeitung für das kulturelle Geschehen der Stadt kann im Moment keine Rede mehr sein.

Ein Beispiel dafür liefert das Stadttheater. Nach Jahren einer immer enger und unproduktiver werdenden Routine findet dort unter dem neuen Intendanten eine bemerkenswerte Erneuerung statt - und die Nordsee-Zeitung bildet davon kaum etwas ab.

Seit dieser Spielzeit gibt es beispielsweise öffentliche Proben sowie Einführungen eine halbe Stunde vor Beginn der Aufführungen im Großen Haus im Oberen Foyer bzw. für das Kleine Haus im Restaurant "da capo".

Die Theaterpädagogik des Stadttheaters entwickelt neue Angebote und verkündet: "Wir verstehen das Theater als offenes Haus, als Ort der Begegnung und des Austauschs. Wir freuen uns über Fragen, Kritik und Lob. Und sind furchtbar neugierig auf die jungen, nicht mehr ganz so jungen und alten Bremerhavener und ihre Gedanken und Ideen." Es gibt spezielle Angebote für die jungen Leute.

Die entscheidende Frage: Wo bleibt denn da die Nordsee-Zeitung, die diese Neuigkeiten in ihrer Funktion als Monopolzeitung engagiert und konsequent in die Öffentlichkeit tragen müsste?

Wenn der jetzige Eindruck nicht täuscht, kann festgehalten werden: Das einfallsreiche und energiegeladene neue Team des Stadttheaters hat wirklich etwas Besseres verdient als eine Lokalzeitung im gegenwärtigen Zustand der Nordsee-Zeitung.

Sonntag, 19. September 2010

Dreiste und zukunftsblinde Atompolitik der Bundesregierung, Arm in Arm mit den Energiekonzernen - Die deutsche Mainstream-Presse hält andere Themen für viel wichtiger...

Seestadtpresse Bremerhaven - In Berlin demonstrieren am 18. September 2010 (nach Angabe der Veranstalter) rund 100000 Menschen gegen die Atompolitik der konservativen Bundesregierung, und unserer Mainstream-Presse ist das kaum ein Wort wert (zumindest nicht in ihren Online-Ausgaben).

Der Spiegel titelt am Tag danach "Deutschland gehen die Arbeitskräfte aus", der stern rückt einen satirischen Wochenüberblick unter der Überschrift "Schnee, Fleisch und andere Drogen" weit nach oben, und selbst die Süddeutsche Zeitung hält offensichtlich ein Gespräch zwischen Sarah Wagenknecht und Hans-Dieter Sinn für erheblich wichtiger.

So entstehen wirre Welt-Bilder in den Köpfen der Bundesrepublikaner: Da kann eine Bundesregierung immer dreister Lobby-Interessen vertreten und gegen jede Vernunft die Atomenergie und ihre Konzerne weiterhin finanziell fördern - und die Mainstream-Presse will diesen Skandal nicht ins Blickfeld rücken. 

Der Spiegel organisiert in seinem Online-Auftritt sogar Unterstützung für die Politik der Bundesregierung und wirbt für das neue Spiegel-Titelthema "Der teure Traum von der sauberen Energie".

Samstag, 18. September 2010

Nordsee-Zeitung in Bremerhaven will ordentlich Geld mit ihrem "Leserkalender" verdienen - Jeder Anruf zur Auswahl der Fotos kostet 50 Cent...

Seestadtpresse Bremerhaven - Sogenannte Zusatzgeschäfte sind für Zeitungsverlage eine finanzielle Verlockung, und auch die Nordsee-Zeitung spielt auf diesem Feld munter mit.

Ein Beispiel dafür ist der "Leserkalender 2011", der gerade mit Hilfe einer Abstimmung in der Leserschaft zusammengestellt wird.

Wie die Nordsee-Zeitung damit zusätzliches Geld verdienen kann?

Zuerst einmal selbstverständlich durch den Verkauf der Kalender, denn da werden sich außer den Bremerhaven-Fans auch die Fotografen kräftig ins Zeug legen, um ihren Bekannten und Freunden ein Dokument ihrer kameralistischen Fähigkeiten präsentieren zu können.

Geld verdienen ist aber auch während des Auswahlverfahrens angesagt - das zeigt ein Blick auf die Art dieses Verfahrens. Da werden nämlich für jeden Kalendermonat zwölf Motive zur Auswahl angeboten, aus denen die Mitmacherinnen und Mitmacher ihr "Favoritenfoto" telefonisch anwählen sollen.

Wer das für jeden Monat tut, muss also zwölf mal eine Telefonnummer wählen.

Was in der Nordsee-Zeitung nicht ganz so groß erwähnt wird, sind die Kosten einer solchen Teilnahme: Da jeder Anruf aus dem Festnetz 50 Cent kostet, müsste ein eifriger Teilnehmer am Ende 6 Euro Gebühren auf den Tisch legen. Ausdrücklich erwähnt wird, dass es aus Mobilfunknetzen noch teurer werden kann.

Und wer als Teilnehmer sein Foto besonders tatkräftig in den Kalender hinein wählen möchte, könnte mit einem Einsatz von vielleicht 50 Euro Telefongebühren schon ein bisschen was beschicken.

Was die angebotene Verlosung einer digitalen Spiegelreflexkamera "unter allen Teilnehmern" angeht, sollte Folgendes beachtet werden: Die Kamera wird selbstverständlich nicht unter den teilnehmenden Anrufern verlost, weil die gar keine Adresse hinterlassen, sondern nur unter den "Teilnehmern", die einen Kalender bestellen (!). 

Insofern ist die große Botschaft "Sie können gewinnen!" zumindest ein wenig irreführend, soll hier leise angemerkt werden.

Donnerstag, 16. September 2010

Bremerhaven: Wenn der Staat oder die Stadt baut, wird es oft teurer als geplant - Magazin "Panorama" mit einem interessanten Beitrag...

Seestadtpresse Bremerhaven - Seestadtpresse-Leser Andreas Müller entdeckte auf der Webseite von "Panorama" einen interessanten Hinweis.  Überschrift: "Kostenexplosion: Wenn der Staat baut".

Zitat von der Webseite: "Nach Recherchen von Panorama haben diese Kostenexplosionen bei öffentlichen Bauten offenbar System. Kenner der Branche bestätigen, dass Politiker aus Bund, Länder und Kommunen bestrebt sind, niedrig zu kalkulieren, um die Zustimmung ihrer Parlamente für Prestigeprojekte überhaupt erst zu bekommen."

Das erleben wir auch in Bremerhaven, meint Seestadtpresse-Leser Müller und weist darauf hin, dass der Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz in dem Panorama-Beitrag mit etwas merkwürdigen Feststellungen zu Wort kommt.

Panorama leitet den Schulz-Auftritt so ein: "Bürgermeister Schulz erfüllte sich den Traum von Klein-Dubai an der Weser - die sogenannten Havenwelten."

Schulz über die seinerzeit genannten Mehrkosten von 32 Millionen Euro: "Es ist doof, dass es mehr kostet, aber es ist schön, dass das Klimahaus und die Havenwelten angenommen werden."

Kommentar von Andreas Müller: "Doof ist es auch, wenn die Wähler bei der nächsten Wahl wegbleiben oder die Kreuze an der anderen Stelle machen."

Mittwoch, 15. September 2010

Bremerhaven: Industrie- und Handelskammer (IHK) präsentiert mit Hilfe der Nordsee-Zeitung (NZ) wegweisende Banalitäten für die Zukunft der Stadt - NZ als IHK-Vereinsblättchen missbraucht...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die Nordsee-Zeitung muss sich von ihrer Verlegerin Roswitha Ditzen-Blanke wieder einmal als Vereinsblatt der Industrie- und Handelskammer (IHK) missbrauchen lassen. Angeblich erarbeitete der IHK-Arbeitskreis Wirtschaft ein "Schwerpunktpapier" mit (mitteilenswerten) "guten Ideen für die Region".

Ein Blick auf die ersten beiden Folgen zeigt: Es werden erneut IHK-Banalitäten in die Öffentlichkeit transportiert, um das Geldverdienen der Arbeitskreismitglieder und anderer regionaler Unternehmer zu befördern. 

Teil 1 erschien am Sonnabend, dem 11. September 2010, in der Nordsee-Zeitung. In der Überschrift wird eine geradezu bahnbrechende Erkenntnis mitgeteilt: "Investitionen in die Zukunft: Der Hafen".

Warum nur ist niemand vorher auf diesen großartigen Gedanken gekommen? Warum musste erst die IHK mit ihrem "Schwerpunktpapier" den Bremerhavenern die Augen öffnen?

Im einzelnen präsentiert die Nordsee-Zeitung bemerkenswerte IHK-Erkenntnisse, zum Beispiel dass der Hafentunnel an der Cherbourger Straße den Wünschen der Unternehmerschaft entspricht. Als "weiteres Anliegen der IHK" nennt die NZ den Bau der Küstenautobahn. Und schließlich fordert die IHK die Fortsetzung des Bemühens um "optimale Logistikflächen".

Hafenanbindung, Küstenautobahn, Logistikflächen für den Hafen - solche Forderungen blitzen geradezu vor Einfallsreichtum.

Aber das war's dann schon mit den "guten Ideen" der IHK für die Region - zumindest in der ersten Folge.

Am heutigen Mittwoch, dem 15. September 2010, dürften viele Leserinnen und Leser in der von ihnen bezahlten Nordsee-Zeitung mit Spannung auf die unbezahlte Eigenwerbung der Industrie- und Handelskammer gewartet haben. Nun kommt die Maritime Industrie unter die gnadenlose IHK-Lupe.

Ganz nagelneu ist der erste Vorschlag - ein neues Großdock für die Werften. Allerdings gesteht die Nordsee-Zeitung sofort ganz ausdrücklich ein, dass es "solche Überlegungen in der Seestadt bereits seit mehreren Jahren gibt".

Aber nun kommt es dicke: Die IHK setzt sich ohne Wenn und Aber dafür ein, dass die Offshore-Windenergie weiter voran gebracht wird.

Potzblitz aber auch - Offshore-Windenergie!

Etwas rätselhaft ist zunächst die NZ-Aussage über eine zentrale Forderung der IHK in dieser Angelegenheit: "Bremerhaven müsse auf der Luneplate als Basishafen für die Offshore-Windenergie positioniert werden", meint angeblich die IHK. Basishafen auf der Luneplate?

Gleich danach findet sich die Erläuterung, dass der Hafen wohl doch nicht an einem der Gräben auf der Luneplate gebaut werden soll, sondern in der Nähe des Regionalflughafens Luneort. Der müsse an den Bedarf der Windenergie angepasst werden, heißt es in bestürzender Klarheit.

Die NZ-Leserschaft darf gespannt sein, wie es mit dem IHK-Krimi weitergeht. Es sollen dank der engagierten NZ-Verlegerin noch insgesamt acht weitere Folgen mit solchen Banalitäten erscheinen.

Montag, 13. September 2010

Bremerhaven: "Peter-Grimes"-Inszenierung im Stadttheater im Weser-Kurier als "fulminant" bewertet - Inszenierung von Petra Luisa Meyer...

Seestadtpresse Bremerhaven - Auch der Weser-Kurier (WK) charakterisiert in seiner Ausgabe vom 13. September 2010 die "Peter-Grimes"-Inszenierung im Bremerhavener Stadttheater als "fulminante, bewegende Produktion".

WK-Autor Markus Wilks spricht von einer "neuen Ära in Bremerhaven" und nennt Petra Luisa Meyers Inszenierung "eine der besten Produktionen der letzten Jahre". Sie sei "spektakulär" und "ein Meilenstein in der Geschichte des Stadttheaters".

Wilks' Einschätzung: "Steht das hohe musikalische Niveau für Bremerhavener Kontinuität, symbolisieren Regie (Petra Luisa Meyer) und Ausstattung (Okarina Peter, Timo Dentler) perfekt den Aufbruch..."

Die Seestadtpresse-Kritik vom 12. September 2010 ist hier nachzulesen.

Sonntag, 12. September 2010

Stadttheater Bremerhaven: Großartige Inszenierung von Benjamin Brittens "Peter Grimes" - Petra Luisa Meyer sorgt für fulminanten Start der neuen Intendanz...

Seestadtpresse Bremerhaven - Mit einem geradezu unglaublichen Assoziations- und Bilderreichtum bringt Petra Luisa Meyer eine spannende und emotional berührende Inszenierung von Benjamin Brittens Oper "Peter Grimes" auf die Bühne des Stadttheaters Bremerhaven.

Bühnenbild und Ausstattung von Okarina Peter und Timo Dentler spielen dabei eine prägende Rolle. Das engagierte Ensemble und insbesondere der einfallsreich geführte Chor markiert (hoffentlich) einen Wendepunkt des hiesigen Theaterlebens.

Nach der Premiere am 11. September 2010 gab es langen Beifall eines begeisterten Publikums. Der neue Intendant Ulrich Mokrusch sorgte mit dieser mutigen Wahl für Aufbruchstimmung am Stadttheater Bremerhaven, das in den vergangenen Jahren immer stärker in den lähmenden Alltag eines mittelmäßigen Stadttheaters abgerutscht war.

Selbstverständlich ist Brittens Oper (im Opernführer als "eine der meistaufgeführten Opern der gemäßigte Moderne" charakterisiert) für musikalische Barbaren wie mich eine echte Herausforderung. Aber im Zusammenspiel mit den Bildern auf der Bühne entsteht ein großartiges Kunstwerk, das inhaltlich klar und differenziert ist und die Kraft der Musik zur Erhellung der Aussage und zur Erhöhung der Gesamtwirkung nutzt.

Interessant ist übrigens auch die inhaltliche Botschaft der Oper: Denn Peter Grimes versucht in einer bigotten religiösen Gemeinschaft wie ein Getriebener geschäftlich erfolgreich zu sein und geht dabei konsequent (und leidend) über Leichen. Die religiösen Spießer in seinem Umfeld halten sich wegen ihres Glaubens für moralisch erhaben, obwohl die Moral ihres eigenen Lebens von moralischen Blindstellen nur so strotzt.

Wer zu dieser Inszenierung ins Bremerhavener Stadttheater geht, wird mit einem emotionalen und intellektuellen Abenteuer von herausragender Qualität belohnt, meine ich als Dilettant der Theaterkritik.

Also: Unbedingt hingehen!

Freitag, 10. September 2010

Bremerhaven: Kerzenlicht statt Scheinwerfer - FAZ beleuchtet die Haushaltslage der Stadt nur mit geringer Wattzahl - Dramatische Lage der Stadt mit ihrer übergroßen kommunalen Infrastruktur wird nicht sichtbar...

Seestadtpresse Bremerhaven - Ein enttäuschendes Beispiel für oberflächlichen Journalismus liefert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in ihrer gedruckten Ausgabe vom 10. September 2010, und das im Rahmen der Serie "Geldnot im Rathaus" ausgerechnet am Beispiel Bremerhavens.

"Filetstücke und verfallende Altbauten. Bremerhaven hat sich herausgeputzt und vieles mit Krediten finanziert", lautet die Überschrift und deutet damit zumindest einige Probleme der Stadt an.

Erfolge bei der Ansiedlung von Windkraftanlagenbauern und im Tourismus werden als Aufhänger für die Darstellung genommen und mit dürren Worten so kommentiert: "Bremerhaven hat sich sein neues Gesicht viel Geld kosten lassen. Seit Jahrzehnten hat es mehr ausgegeben als eingenommen."

Erwähnt wird der "Schuldenberg", der im laufenden Jahr auf "mehr als 1 Milliarde Euro" anwachsen wird. Aber immerhin habe sich das Gewerbesteueraufkommen seit 2005 mehr als verdoppelt - "auf fast 34 Millionen Euro", setzt die FAZ dagegen.

Bremerhaven habe "trotz aller Aufschwungtendenzen ein zweites, hässlicheres Gesicht", berichtet die FAZ unter Verweis auf verfallende Bauten in ärmeren Stadtteilen. 

Auskunftgeber für den FAZ-Text sind Baustadtrat Volker Holm und BIS-Wirtschaftsförderer Nils Schnorrenberger. Ein Gespräch mit  Stadtkämmerer Michael Teiser hat es offensichtlich nicht gegeben - der hätte vielleicht über die "Geldnot im Rathaus" etwas kompetenter Auskunft geben können.

Vollkommen unerwähnt bleiben in dem FAZ-Text die enormen strukturellen Haushaltsprobleme der Stadt. 

Immerhin leistet sich Bremerhaven mit dem Stadttheater, dem Zoo am Meer, drei völlig erneuerten Bädern, mehreren Museen usw. eine erstaunlich umfangreiche kommunale Infrastruktur. So etwas musste andernorts längst eingedampft werden, während es in Bremerhaven bis heute permanent ausgeweitet wurde.

Dass auch das Klimahaus und das Deutsche Auswandererhaus im Rahmen der Havenwelten Bestandteile dieser kommunalen Infrastruktur sind und mit riesigen Folgekosten unausweichlich zu einer noch anwachsenden "Geldnot im Rathaus" der Stadt beitragen werden, wollte oder konnte die FAZ nicht in Erfahrung bringen.

Zu einer soliden Analyse hätte ebenfalls gehört, die langfristigen Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro wenigstens anzudeuten. Und dass es bei der Verschuldung eine Version gibt, die nur die Haushaltszahlen nennt, und eine andere, die auch die Verschuldung der Stadt mit Hilfe der privatisierten Gesellschaften einbezieht, ist auch nicht gerade ein Geheimnis.

In der FAZ findet sich leider keine Spur solcher Art tiefer gehender Analysen.

Schade, weil die FAZ damit eine Gelegenheit verpasst hat, die Haushaltsprobleme Bremerhavens wenigstens einmal kenntnisreich zusammenzustellen.

In anderen Teilen der Serie "Geldnot im Rathaus" ist das jedenfalls etwas besser gelungen.

Donnerstag, 9. September 2010

Bremerhaven: Kleinigkeiten illustrieren politische Haltungen - Eine kleine Holzbude als Beispiel...

Seestadtpresse Bremerhaven - Der kleine hölzerne Unterstand auf der Südseite des Geestemündung (von der Innenstadt aus gesehen gleich hinter dem Anleger der Weserfähre) ist verschwunden.


Von diesem Platz an der Bussestraße hatte man einen schönen Blick auf das Lotsenhaus und die Bremerhavener Innenstadt. Man saß nicht nur bei Regen unter Dach, sondern auch bei Sonnenschein im Schatten. Man hatte das touristische Getümmel vor Augen, aber man konnte den Abstand dazu genießen.

Vorbei. Das Ding ist weg.

Morgens stand es noch vollständig da, abends war die Fläche bereits geharkt, berichtet ein Anwohner. Über die Hintergründe ist bislang nichts bekannt geworden. Die Nordsee-Zeitung hat offensichtlich noch nichts gemerkt, aber solche Kleinigkeiten sind für die touristische Entwicklung der Stadt ja auch ohne Bedeutung.

Sehr schade, denn eine Stadt lebt von solchen versteckten schönen Ecken, die nur Eingeweihte kennen und an denen Auswärtige eher zufällig vorbeikommen.

Solche Ecken und Winkel bilden den Gegenpol zu den kommerzialisierten Glitzerseiten einer Stadt, wie sie in Bremerhaven in den vergangenen Jahren in der Innenstadt installiert wurden - für Besucher attraktiv, aufgeräumt und nach heutiger Mode durchgestaltet.

Abseits dieser Glitzerseiten leben die meisten Menschen einer Stadt, und abseits liegen auch die versteckten schönen Ecken. Für manchen stumpfsinnigen Bürokraten müssen diese Ecken ein Graus sein, denn sie sind oft unaufgeräumt, rumpelig und einfach nur zufällig übrig geblieben. Ohne modische Gestaltung und ohne glitzernde Glas- und Aluminiumfassaden entsprechen sie nicht dem neuzeitlich-bürokratischen Schönheitsideal.

Mancher erinnert sich vielleicht an den "Deichkrug", der lange Zeit als Treffpunkt abseits des Gewimmels fungierte, obwohl er mittendrin lag. Er musste weichen, weil er angeblich baufällig war und weil er ebenfalls nicht ins Glitzer- und Glimmer-Konzept der Tourismusförderer passte.

Nun ist auch die hölzerne Bude am Geeste-Vorhafen verschwunden. Alles sieht wunderbar aufgeräumt aus, geradezu schick mit dem akkurat geschnittenen Hecken.

Unsere heimischen Dumpfbacken können wieder einen kleinen Sieg verkünden. Andere Stadtbewohner werden resigniert mit den Schultern zucken: So ist das nun mal bei uns...

Vielleicht könnten aber wenigstens die Täter noch dingfest gemacht werden.

Sachdienliche Hinweise sind erwünscht.

Freitag, 3. September 2010

Verflechtung von Unternehmen, Medien und Politik - Bertelsmann-Stiftung als interessantes Beispiel...

Seestadtpresse Bremerhaven - Die oft schwer durchschaubaren Verflechtungen zwischen Unternehmen, Medien und Politik lassen sich am Beispiel Bremerhaven und Nordsee-Zeitung bekanntlich mit einigen interessanten Beispielen illustrieren.

Dass es auf diesem Feld noch weitere Möglichkeiten gibt, illustriert ein neues Buch von Thomas Schuler über die "Bertelsmannrepublik Deutschland". Denn beispielsweise durch Stiftungen können nicht nur Steuergelder eingespart, sondern auch Unternehmerinteressen durchgesetzt werden.

In einer Sendung des Deutschlandradios vom 23. August 2010 erläutert der Autor Thomas Schuler einen Kernpunkt seiner Kritik (in einem Interview, das Mündliche erklärt die etwas verdrehten Wortstellungen im Satz): "In meiner Recherche ist mir immer wieder aufgetaucht, dass Leute, die (Reinhard) Mohn (den 2009 verstorbenen langjährigen Firmenchef, DK) kannten, erzählt haben, dass er dachte, dass die Gesellschaft und das Land so geführt werden sollten, wie er eben sein Unternehmen geführt hat. Deshalb 'Bertelsmannrepublik Deutschland'."

Das Ganze habe "noch einen zweiten Sinn", erläutert Schuler in der Radiosendung : "Wenn ich aufrechne, was an zwei Milliarden Erbschaftssteuer ungefähr erspart worden ist, und man rechnet die 800 Millionen dagegen, die die Stiftung seit 1977 ausgegeben hat, dann merkt man, dass die Öffentlichkeit der Familie Mohn dieses Privatinstitut finanziert. Und dafür, dass ein Teil gemeinnützig ist, aber auch ein Teil fragwürdig ist, finde ich das bemerkenswert und problematisch, dass also dieser Familie und diesem Unternehmen hier ein Zugang für Lobbyismus zur Politik finanziert wird." (Hervorhebungen DK)

Eine Leseprobe aus dem Buch findet sich hier.

In diesem einleitenden Teil des Buches macht der Autor deutlich, dass die Bertelsmann-Stiftung zahlreiche politische Streitfragen entscheidend beeinflusst hat, von der Europapolitik über die Bildungspolitik bis zu den Arbeitsmarktreformen; laut Schuler sind auch die Grundlagen für Hartz IV von Bertelsmann entscheidend geprägt worden.

Wikipedia bietet einen Überblick über die Bertelsmann-Stiftung.

Nachtrag 22. November 2010: Das gewerkschaftliche Online-Debattenmagazin Gegenblende bringt unter dem Datum 8. November 2010 einen Beitrag über das Schuler-Buch. 

Überschrift: "Die Bertelsmann-Stiftung - Think Tank oder Krake der deutschen Politik?"